Praxistest: Sprossen ziehen im Plastik- und Terrakotta-Sprossenturm

Die beiden Keim-Gefäße nebeneinander.

Immer wieder schlendere ich durch den Biomarkt und bleibe bei den frischen Sprossen stehen. Sie sehen nicht nur gesund aus, sie sind es auch. Ich habe mich da mal ein wenig schlau gemacht. Es sind kleine Kraftpakete, die reich an gesunden Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind. Die meisten Sprossen lassen sich roh genießen, weshalb beim Kochen keine gesunden Stoffe durch Hitze verloren gehen. Vor ein paar Jahren habe ich schon mal eine Phase gehabt, in der ich Sprossen ziehen sehr interessant fand. Doch bei einem Umzug wanderte das Sprossenhaus aus Plastik in den Schrank und geriet in Vergessenheit. Warum, weiß ich nicht so recht.

Nun haben wir ein neues Modell aus Terrakotta gekauft und ich habe mich noch mal intensiv mit dem Sprossenziehen auseinandergesetzt. Denn mir war zwar das Material Terrakotta sympathischer als das Plastikteil. Doch ist Terrakotta genauso geeignet wie das Kunststoffhaus? Ich war unsicher, ob die Handhabung die gleiche ist. Außerdem wollte ich herausfinden, wie und ob sich der Geschmack der Keimlinge unterscheidet. Nun möchte ich Ihnen das Ergebnis meines Praxistests zum Terrakotta-Sprossenturm mitteilen: Was gilt es bei diesem Keim-Hilfsmittel und ganz grundsätzlich bei diesem Thema zu beachten? Und warum hat mich das Ergebnis überrascht …?

Sprossen ziehen – Gründsätzliches

Nachdem ich mich mit frischer Keimsaat eingedeckt hatte, konnte es losgehen. Zunächst müssen Sie die Saat einweichen. Wie lange die Samen einweichen müssen, ist ganz unterschiedlich und steht auf der Packung. Einige Saaten brauchen Sie gar nicht einzuweichen, denn sie bilden eine Schleimschicht. Dazu zählen zum Beispiel Kresse, Rucola oder Senf. Diese Schleimschicht verhilft zu einer besseren Keimung. Dadurch kann es aber passieren, dass die Abflusslöcher des Sprossenturms oder der Keimhilfe verstopft werden. Um das zu vermeiden, legen Sie die Samen am besten direkt auf ein vorher angefeuchtetes Küchentuch.

Blick in das Terrakotta-Gefäß mit Vlies und Saatgut
Sind die Samen zu klein, sollte man sie auf ein Vlies oder Küchentuch legen, damit sie nicht durch die Öffnungen fallen.© Constanze H.

Unser kleiner Sohn war wieder ganz interessiert dabei und hat mir geholfen, die Schalen mit der Saat zu bestücken. Den Sprossenmix, bestehend aus Bockshornklee, Linsen und Rettich, haben wir acht Stunden eingeweicht und dann durften die Samen in den Sprossenturm umziehen. Kresse und Alfalfa haben wir ebenso angesetzt. Dann ging es auch schon los. Der Kresse konnte man schon am nächsten Tag beim Wachsen zusehen und auch die anderen Saaten sind nach und nach aufgegangen.

Der Praxistest: Sprossenturm aus Terrakotta vs. aus Plastik

In der Handhabung ist der Turm aus Terrakotta etwas gewöhnungsbedürftig. Die Löcher sind recht groß, sodass man die kleinen Samen am besten auf einem Küchenkrepp zieht, damit sie nicht durchfallen. Es gibt spezielle Keimvliese, mit Küchenpapier funktioniert es aber auch. In den Terrakotta-Schalen herrscht ein optimales Wachstumsklima für die Sprossen, da das Wasser aus der untersten Schale nach oben verdunsten kann. Dennoch ist es auch hier wichtig, wie bei allen Keimgeräten, jeden Tag mindestens zweimal zu wässern und die Sprossen durchzuspülen. Bei dem Turm aus Kunststoff kann es passieren, dass die Sprossen schnell auf dem Trockenen liegen. Dafür kann man in diesem die kleinen, nicht schleimenden Samen ohne Küchenpapier keimen lassen, weil die Wasserabläufe sehr klein und geschützt sind.

In beiden Türmen sind die Sprossen gleich schnell gewachsen. Dann kam der Tag, an dem wir endlich die ersten Sprossen ernten konnten. Man hat einen deutlichen Unterschied gesehen und geschmeckt. Die Sprossen aus dem Terrakotta-Turm waren immer noch sehr hell, etwas gelblich und schmeckten schön mild. Die Sprossen aus dem durchsichtigen Kunststoffturm waren schon grün und haben etwas herber und bitter geschmeckt. Sicher ist es eine reine Geschmackssache. Wir – insbesondere unser Sohn – fanden die milderen, etwas süßlich schmeckenden Sprossen aus dem Terrakotta-Turm ansprechender.

Links helle Sprossen, rechts sehr grüne Sprossen
Der Unterschied zwischen den im Terrakotta-Turm gezogenen Sprossen links und denen aus dem Plastik-Keimhaus ist deutlich sichtbar.© Constanze H.

Sprossen ziehen – Fazit des Praxistests

Als Fazit können wir sagen, dass uns der Turm aus Terrakotta überzeugt hat. Vielleicht wäre es toll, noch eine Etage zusätzlich zu haben, damit man drei unterschiedliche Sorten züchten kann, aber man kann die Sorten ja auch untereinander mischen. Besonders toll am Terrakotta-Turm finde ich die zusätzlichen Anwendungsmöglichkeiten. So können Sie in der unteren Schale die Saaten einweichen und später auch servieren. Und wenn Sie mal keine Lust auf Sprossen haben, können Sie Knoblauch und Zwiebeln in dem Turm lagern.

Weitere Tipps und Wissenswertes zum Sprossenziehen

Nahaufnahme der feinen Wurzeln an Sprossen
Bei diesen feinen Wurzeln handelt es sich nicht um Schimmel. Es sind die kleinen Faserwurzeln.© Constanze H.

  • Bei manchen Saaten (Rettich, Radieschen, Alfalfa …) bilden sich kleine, feine, weiße Wurzeln. Das sind Faserwurzeln, die oft mit Schimmel verwechselt werden. Wenn Sie unsicher sind, riechen Sie an den Sprossen. Falls sie muffig riechen, ist es ein Zeichen dafür, dass sich Schimmel gebildet hat.
  • Stellen Sie den Sprossenturm aus Terrakotta auf eine wasserfeste Unterlage. Es kann passieren, dass die unterste Tonschale etwas Feuchtigkeit abgibt.
  • Das A und O bei der Sprossenzucht ist Hygiene. Regelmäßiges Durchspülen mit klarem Wasser hält die Saat frei von Keimen. Das Keimgerät, egal aus welchem Material, muss sauber sein. Falls sich doch mal Schimmel gebildet hat, müssen die Samen weggeschmissen und das Gerät unbedingt mit Essigwasser ausgewaschen werden. Die Samen sollten nicht mit den Händen berührt bzw. sollten die Hände immer gründlich gereinigt werden. Vor dem Verzehr müssen Sie die Sprossen noch mal gründlich waschen.
  • Für den Anfang eignen sich Saaten wie Mungbohnen, Alfalfa, Kresse oder Radieschen. Sie keimen schnell und problemlos.
  • Wann kann man die Sprossen essen? Sie sind „erntereif“, wenn der Keimling die 2–3-fache Größe des Samens erreicht hat. Und so schmecken sie auch am besten.
  • Die Schalen der Samenhüllen können Sie übrigens mitessen.
  • Falls Sie das Sprossenziehen erst mal ausprobieren möchten, bevor Sie ein zusätzliches Küchengerät anschaffen, können Sie sich ganz einfach ein Glas selbst bauen. Dazu nehmen sie ein sauberes Marmeladenglas, stechen in den Deckel viele kleine Löcher und schon ist das DIY-Keimglas fertig. Um das Wasser ablaufen zu lassen, stellen Sie das Glas schräg auf eine Schüssel oder Ähnliches. Wenn Sie jedoch regelmäßig Sprossen ansetzen möchten, lohnt es sich, ein richtiges Keimgefäß zu kaufen. Sie unterscheiden sich in Größe und Material.
Ein in der Mitte durchgeschnittenes Käsebrot mit Spossen.
So wird das Brot knackig und bekommt eine Extraportion Nährstoffe.© Constanze H.

Wir essen die Sprossen am liebsten im Salat oder auf dem Butterbrot. Unserem Sohn schmecken am besten die Alfalfa-Sprossen. Sie sind mild und haben ein nussiges Aroma.

Haben Sie weitere Tipps rund um das Thema Sprossen ziehen? Ich freue mich über Ihre Kommentare.

2 Kommentare
  • Habe das Sprossenglas von Waschbär gekauft und leider noch keine einzigen Sprossen ernten können :nicht gekeimt, verfault, gestunken. Alles nach Vorschrift gemacht, viele Varianten, Samen…. ausprobiert. Bitte um Rat im Umgang mit diesem Glas. Belüftung?……
    Gruß

    • Hallo Frau Falkenstein,

      wie schade, dass Sie bisher noch keinen Erfolg beim Sprossenziehen hatten. Leider ist es schwer zu sagen, woran das liegen könnte.

      Neben der Beachtung individueller Einweichzeiten ist vor allem das regelmäßige Spülen wichtig, damit es nicht zur Schimmelbildung kommt. Am besten, Sie spülen die Sprossen einmal täglich je morgens und abends und lassen das Glas anschließend wieder kopfüber stehen, damit die Flüssigkeit ablaufen kann.

      Beachten Sie bitte, dass einige Sprossensorten bei der Keimung feine, weiße Faserwurzeln entwickeln – hierbei handelt es sich nicht um Schimmel, auch wenn dieser Eindruck auf den ersten Blick entstehen kann.

      Wir hoffen, Sie haben Erfolg bei Ihrem nächsten Versuch!

      Herzliche Grüße,
      Ihr Waschbär

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