Mulchen: Schutz und Nahrung für „Mutter Erde“

Ein mit Rasenschnitt gemulchtes Beet.

Ein Zauberwort für den biologischen Gemüse- und Kräutergarten heißt Mulchen. Ich bin ein begeisterter Anhänger dieser Methode, denn Mulchen ist eine äußerst sinnvolle Maßnahme zum Schutz des Bodens. Es ist schade, dass diese Praxis in deutschen Gärten eher selten anzutreffen ist. Das Vorbild für das Mulchen ist die Natur, wo es außer an Extremstandorten in der Regel keine nackte Erde gibt. Die Natur ist stets bestrebt den fruchtbaren Boden mit einer Vegetation zu bedecken. Mulchen ist also nichts anderes, als die Erde mit einem schützenden Material auszustatten. Da Bodenorganismen das Mulchmaterial in Nährstoffe zerlegen, lässt es sich als eine Art Oberflächenkompostierung bezeichnen.

Mulchen – so wird’s gemacht

Das Mulchmaterial wird nur auf frisch hergerichteten, unkrautfreien Beeten ausgebreitet. Der Boden bleibt ganzjährig mit einer 5-6 cm hohen Mulchschicht bedeckt, die immer wieder aufgefüllt wird, sobald sie verrottet ist. Frisches, saftiges Material wird nur dünn aufgetragen, möglichst an einem sonnigen Tag. Nach dem Welken kann eine weitere Schicht folgen. Besser ist es, wenn das Material schon beim Ausstreuen etwas angewelkt ist. Für Aussaat und Pflanzung können Sie die Mulchschicht einfach etwas beiseiteschieben. Sind die Pflanzen dann größer, kann die Mulchschicht wieder direkt an die Pflanzen geschoben werden. In der Ruhephase von Herbst bis Frühjahr darf die Mulchschicht auf den Beeten auch dicker sein.

Drei Reihen Erdbeerpflanzen mit dünner Rasenmulchschicht
Die Erdbeeren freuen sich schon auf die nächste Mulchschicht. Ein weiterer Pluspunkt dabei: Die Beeren hängen nicht auf der Erde und sind damit bei der Ernte sauberer.© Thilo S.

Welche Materialien eignen sich zum Mulchen?

Geeignete organische Mulchmaterialien gibt es reichlich: Stroh, Heckenschnitt, Heu, Rasenschnitt, Laub, Sägespäne, Rindenmulch, angerotteter Kompost. Das Mulchmaterial sollte kleingehäckselt sein, damit es sich besser um die Pflanzen herum verteilen lässt und leichter verrottet. Es ist durchaus vorteilhaft verschiedene Mulchmaterialien zu mischen; so sorgt beispielsweise Stohhäcksel dafür, dass der frische Rasenschnitt nicht verklumpt und fault.

Es gibt auch Gärtnerinnen und Gärtner, die Papier oder Karton verwenden. Grundsätzlich sind diese Materialien auch organisch; sie verrotten aber sehr langsam und vermutlich nicht ohne schädliche Rückstände. Es befinden sich darin häufig Farbstoffe, die nicht immer schadstofffrei sind. Hinzu kommt der Aspekt der Ästhetik, denn ein mit Papier oder Karton gemulchtes Beet erinnert doch etwas an Müllplatz.

Besser: Auf Mulchfolien verzichten

Das Mulchen mit organischen Materialien hat sich in deutschen Gärten noch nicht durchsetzen können. Vielleicht auch deshalb, weil es dem herkömmlichen Bild eines sauberen und ordentlichen Gartens widerspricht. Häufiger sieht man im Ackerbau schwarze Mulchfolien. Sie sorgen zwar im Frühjahr für eine schnelle Bodenerwärmung, stellen aber keine Ernährung des Bodenlebens dar, lassen keine Feuchtigkeit nach außen und unterdrücken die Luftzirkulation. Aus ökologischer Sicht stellt sich bei den Folien zudem das Problem der Entsorgung.

Wofür ist Mulchen gut?

Das Mulchen bringt uns im Vergleich zur herkömmlichen Bodenpflege eine Reihe unglaublicher Vorteile, außerdem spart es Zeit und Geld. Unter einer Mulchdecke bleibt das Bodenleben geschützt und entwickelt sich prächtig. Der Mulch wird von zahlreichen Lebewesen langsam zu wertvollem Humus zersetzt. Das Bodenleben wird sozusagen von oben gefüttert. Dadurch muss weniger gedüngt werden, denn das aktivierte Bodenleben stellt den angebauten Pflanzen viele Nährstoffe bereit. Die Bodenfruchtbarkeit verbessert sich erheblich. Auch die Regenwürmer werden gefördert und als Gegenleistung durchwühlen und lockern sie uns den Boden.

Wunderbar krümelige und feuchte Erde unter der Mulchschicht.© Rudi Beiser

Weniger Gießen und nie mehr Hacken

Durch die Mulchbedeckung wird die Erde vor großer Hitze und Kälte geschützt, aber auch vor starkem Wind und Regengüssen. Verhärtungen, Trockenrisse, Verschlämmung und Austrocknung werden somit verhindert. Kräuter und Salate bleiben sauber, weil sie beim Regen nicht von hochspritzender Erde verschmutzt werden. Die Erde bleibt unter der Mulchschicht locker und feucht, ohne zu Verkrusten. In trockenen Sommern kann dadurch viel Wasser gespart werden. Das Gießen wird auf ein Minimum reduziert, denn unter der Mulchschicht hält sich die Bodenfeuchtigkeit außergewöhnlich lange.

Ein positiver Nebeneffekt des Mulchens ist die Verminderung der Krankheitsanfälligkeit, denn im lockeren, luftigen Boden gibt es weniger Pilzkrankheiten. Auch Schädlinge, wie Erdflöhe, werden durch Mulch vertrieben.

Der größte Vorteil des Mulchens liegt jedoch im Unterdrücken der sogenannten Unkräuter. Hacken und Jäten entfällt; die wenigen Wildkräuter, die sich trotzdem durch den Mulch durchkämpfen, können Sie leicht auszupfen. Sie werden dann einfach auf der Mulchdecke liegengelassen. So bleibt dem Gärtner und der Gärtnerin mehr Zeit für die Hängematte!

Eine Reihe Pflanzen mit vergilbter Mulchschiht umgeben.
Der gemulchte Anisysop braucht nicht die Konkurrenz von Unkräutern fürchten.© Rudi Beiser

Vorteile von Mulchen auf einen Blick

  • Wassersparender Effekt
  • Geringere Frosttiefen
  • Schutz vor Verschlämmen, Verkrusten und Erosion
  • Förderung des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit
  • Unterdrückung der „Unkräuter“
  • Ausgeglichenes Bodenklima
  • Verminderte Nährstoffauswaschung
  • Düngeeffekt
  • Schonung der Wurzeln vor Verletzungen, da Hacken entfällt
  • Saubere Kräuter bei der Ernte
  • Verminderung der Krankheitsanfälligkeit

Kleine Mulchkunde

Im biologischen Garten sollten Sie nur organische Materialien zum Mulchen verwenden. Es sind aber nicht alle uneingeschränkt zu empfehlen:

Rindenmulch ist wegen der wachstumshemmenden Gerbstoffe und dem ungünstigen sauren pH-Wert in den meisten Fällen ungeeignet (pH-Wert 4-5). Sinnvoll ist er höchstens für Gartenwege, um Unkraut zu unterdrücken sowie für manche Ziersträucher, die saure Böden lieben (Azaleen, Rhododendren, Farne, Hortensien). Rindenmulch entzieht dem Boden beim Verrotten viel Stickstoff (Stickstoffbindung!), welcher dann den Pflanzen fehlt. Deshalb sollte er mit stickstoffhaltigem Material (z.B. Hornmehl) angereichert werden.

Nahaufnahme von Rindenmulch
Rindenmulch wird oft mit Mulchen gleichgesetzt, dabei ist dieses Material nur bedingt geeignet, da es den Boden sauer macht.© CC0 / Monsterkoi

Besser als Rindenmulch ist der daraus gewonnene Rindenhumus. Das ist verkompostierter Rindenmulch. Die Kompostierung beseitigt die wachstumshemmenden Stoffe. Pflanzen, die saure Böden lieben, können damit problemlos versorgt werden. Für die meisten Heilkräuter müsste Rindenhumus jedoch aufgekalkt werden, um den sauren pH-Wert (4,5-5,5) zu verbessern.

Torf hat keine Nährstoffe, säuert ebenfalls den Boden (pH-Wert 4) und behindert damit das Bodenleben. Hinzu kommt die Tatsache, dass Torfmoore immer seltener werdende Lebensräume sind, deren Zerstörung wir nicht fördern wollen.

Laub setzt ähnlich wie Rindenmulch Gerbsäuren frei, die sich auf das Wachstum der Gartenpflanzen negativ auswirken. Nicht alle Laubarten sind ungeeignet, so können Sie zum Beispiel das Laub von Obstgehölzen sehr gut als Beimischung verwenden. Auf gar keinen Fall sollten Sie das Laub von Holunder, Eiche, Buche, Walnuss, Kastanie und Nadelgehölzen nehmen. Dieses Laub muss wegen der wachstumshemmenden Stoffe zunächst kompostiert werden. Dann können Sie es problemlos als Mulch verwenden.

Stroh ist ein sehr gutes Mulchmaterial, vor allem wenn es kleingehäckselt wurde. Nehmen Sie möglichst nur Stroh aus ökologischen Anbau. Entgegen der landläufigen Meinung entzieht es dem Boden bei der Zersetzung kaum Stickstoff. Trotzdem ist es hilfreich, dem Strohmulch etwas organischen Stickstoffdünger unterzumischen, damit die Zersetzung beschleunigt wird. Das Übergießen mit Brennnesseljauche ist eine bewährte Methode.

Auch Sägespäne eignen sich als Mulchschicht und werden wie Stroh mit etwas Stickstoffdünger angereichert.

Wiesen- und Rasenschnitt sind die besten Mulchmaterialien. Abgemähte Gründüngung, gejätete Unkräuter oder Wildkräuter wie Brennnessel und Beinwell eignen sich ebenfalls vorzüglich. Wenn sie ganz frisch sind, werden sie nur dünn aufgetragen, um Fäulnis zu verhindern. Am besten Sie mulchen an einem sonnigen Tag, sodass der Belag gleich antrocknen kann.

Sie können aus Grasschnitt auch Silage herstellen. Dazu wird das Gas milchsauer vergoren. Der Vorteil ist, dass Schnecken Silage nicht mögen.

Nichtorganische Mulchmaterialien

Lavagranulat ist nicht nur hilfreich gegen Bodenverdichtungen, sondern eignet sich sehr gut als wärmespeichernde Mulchschicht für südländische Pflanzen auf Kräutermauern und in Pflanzkübeln. Im Gegensatz zu den anderen (organischen) Mulchmaterialien ist es ein mineralischer Grundstoff.

Auch Muscheln können Sie als mineralischen Mulch nutzen.

Verschiedene Mulchmaterialien und ihre Besonderheiten

Mulchmaterialien Besonderheiten
Rindenmulch sauer, wachstumshemmend
Rindenhumus/-kompost sauer
Torf sauer, nährstoffarm, wertvolle Lebensräume
Laub teilweise sauer und gerbstoffreich
Stroh lockt keine Schnecken
Gras- und Rasenschnitt etwas angetrocknet ein perfekter Mulch
Gras-Silage lockt keine Schnecken
Sägespäne teilweise sauer und gerbstoffreich
Lavagranulat/ Muscheln, Bims nicht organisch, gut für mediterrane Kräuter

 

Probleme beim Mulchen

Die Mulchschicht fördert allerdings nicht nur die nützlichen Bodenorganismen, sie kann auch unerwünschte Gartenbesucher anlocken.

In schneckenreichen Gärten ist feuchter Mulch ein ideales Biotop für die schleimigen Feinschmecker, die aus diesem Versteck ihre Raubzüge zu den leckeren Gartenpflänzchen durchführen können. Besonders frisches und leicht angewelktes Material lockt Schnecken an, weshalb in gefährdeten „Schnecken-Gärten“ nur mit trockenem Material gemulcht werden darf. Mulch aus Stroh und Sägespänen mögen Schnecken nicht so gerne. Auch Gras-Silage ist ein Mulch-Grundstoff den Schnecken meiden. Der anfänglich etwas unangenehme Silage-Geruch verfliegt rasch.

Dicke Mulchschichten können auch Wühlmäuse anlocken. In diesem Fall sollten Sie unbedingt dünner mulchen, vor allem im Winter.

Mulchen ist zwar eine ideale Methode zur Unkrautregulierung, aber nur wenn sich im Mulchmaterial nicht Unmengen an Wildkrautsamen befinden. Deshalb muss vor allem bei Wiesenschnitt darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Gräser und Kräuter geblüht haben. Sonst werden die Samen im Garten verschleppt.

Bei größeren Flächen kann es durchaus schwierig sein, genügend Mulch zu beschaffen, denn die Bodenorganismen arbeiten fleißig und die Mulchschicht braucht ständige Erneuerung.

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