Pflanzenporträt: Löwenzahn – vielseitiges, leckeres Powerkraut

Links im Bild ist ein grüner Salat mit einzelnen Löwenzahnblüten, rechts eine gelb blühende Wiese voller Löwenzahn.

Wer kennt ihn nicht, den Löwenzahn? Der strahlend gelbe Korbblütler ist fast überall zu finden. Wenn er die Wiesen gelb färbt, ist der Frühling nicht mehr aufzuhalten. Die Wenigsten wissen jedoch, dass es sich dabei um eine wohlschmeckende und sehr gesunde Nahrungspflanze handelt: Der Löwenzahn ist nämlich ein Superstar der essbaren Wildkräuter. Er enthält so viel Provitamin A, dass er sogar der Karotte Konkurrenz machen kann. Dieses Vitamin spielt eine große Rolle in unserem Immunsystem und es ist wichtig für unsere Augen und unsere Haut. Außerdem enthält Löwenzahn sehr viel Kalium, das bei der Blutdruckregulierung mitentscheidend ist. Die in den Blättern und Blüten zahlreich enthaltenen Flavonoide und Carotinoide sind hochwirksame Antioxidantien, die unseren Körper vor den schädlichen Freien Radikalen schützen und zudem den Cholesterinspiegel senken.

Alles Löwenzahn oder was? – So erkennen Sie die Wildpflanze

Die hohlen Stängel tragen blühende, verblühte und noch geschlossene Knospen.
Eine Gruppe Löwenzahn-Pflanzen mit verschiedenen Blütenstadien.© Rudi Beiser

Bevor wir uns anschauen, welche Delikatessen Sie aus dem wilden Kraut zaubern können, müssen wir sicherstellen, dass auch die richtige Pflanze in der Salatschüssel oder im Kochtopf landet. Wenn der Löwenzahn seine gelben Blüten öffnet, ist eine Verwechslung mit anderen Pflanzen nahezu ausgeschlossen. Denn alle ähnlich blühenden gelben Korblütler haben verzweigte Blütenstängel, während die Löwenzahnblüte auf einem unverzweigten, hohlen und blattlosen Stängel thront!

Wenn wir aber im Frühjahr zarte Blättchen sammeln wollen, dann sind noch keine Blüten zu sehen. Und es gibt tatsächlich einige ähnliche Pflanzen, die ebenfalls auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten zu finden sind. Sie haben sehr ähnlich geformte Blätter (unregelmäßig eingeschnitten), in denen sich ebenfalls Milchsaft befindet. Aber keine Sorge: All diese Pflanzen sind ungiftig und können ebenfalls gegessen werden. Und es gibt auch ein deutliches Unterscheidungsmerkmal: Alle ähnlich aussehenden Pflanzen haben deutlich behaarte Blätter! Das Löwenzahnblatt ist weder auf der Blattoberseite noch auf der Unterseite behaart (nur vereinzelt lässt sich vielleicht ein Härchen entdecken). Am ehesten wird Löwenzahn vor der Blüte mit Wiesen-Pippau, Gänsedistel, Ferkelkraut oder Habichtskraut verwechselt. Schauen Sie sich Bilder dieser ebenfalls essbaren Wildkräuter einfach vor dem Pflücken in einem Ratgeber-Buch oder im Internet an.

Das alles ist essbar am Löwenzahn

Zunächst können Sie von März bis Mitte Mai (je nach Wetterlage und Region auf früher oder später) die jungen Blätter ernten. Die Blatternte ist im Mai aber nicht beendet, denn nach dem Abmähen der Wiese treiben wieder junge Blätter aus und können erneut gesammelt werden.

Mit einem Spot Sonnenschein in die Mitte der Löwenzahnpflanze liegt diese eingebettet in Gras.
Die zarten Blätter in der Mitte und die fest verschlossene Knospe sind hier leckere Erntefrüchte.© Rudi Beiser

Am besten schmecken die ganz zarten Blättchen aus der Rosettenmitte. Sie haben einen chicoreeartigen, feinbitteren Geschmack. Besonders lecker sind sie als Salat, verfeinert mit gebratenen Speckwürfeln oder gerösteten Brot-Croutons. Die Blätter passen aber auch hervorragend in Suppen, Eierspeisen, Pesto, Smoothies oder sie werden als spinatähnliches Gemüse gedünstet. Ältere Blätter sind nicht mehr so zart und werden zunehmend bitter. Hier lohnt es sich, sie vor der Verarbeitung 15 Minuten in warmes Wasser zu legen, um die Bitterstoffe zu reduzieren.

Bevor sich im April die zahlreichen Blüten öffnen bietet uns der Löwenzahn eine besondere Delikatesse an: die noch fest geschlossenen Blütenknospen. Man kann sie roh in den Salat geben oder noch besser in Butter andünsten. Sie sehen aus wie kleine Rosenköhlchen.

In der Pflanzenmitte sieht man die gerade frisch ausgebiltete Knospe noch ohne Stängel.
Eine besonderer Leckerbissen: die fest geschlossene Knospe.© Rudi Beiser

Sobald sich die strahlenden Blüten öffnen, haben wir eine leckere Speisedekoration. Da sie leicht süßlich schmecken, eignen sie sich nicht nur für Salate und Kräuterbutter, sondern auch für süße Desserts. Sie können die duftenden Blüten auch als Grundlage von Sirup, Likör oder Blütengelee einsetzen. Nehmen Sie aber möglichst nur die gelben Zungenblüten und entfernen Sie den bitteren grünen Kelch.

Löwenzahn-Kaffee – das Getränk aus den Wurzeln

Die Pfahlwurzeln werden erst im September ausgegraben, denn dann sind sie weniger bitter und enthalten viel Inulin. Ähnlich wie aus der Zichorienwurzel kann man daraus einen Kaffeeersatz herstellen. Ein ausführliches Rezept zum Kaffee aus Löwenzahnwurzel gibt’s im Waschbär-Magazin.

Löwenzahn in der Volksheilkunde: Blutreiniger und Kinderpflanze

Auch in der Volksheilkunde sind die Blätter und Wurzeln des Löwenzahns sehr beliebt. Der stoffwechselanregende, harntreibende und verdauungsfördernde Löwenzahn wird gerne bei Frühjahrskuren eingesetzt. Alte Volksnamen wie „Bettseicher“ oder „Bettpisser“ deuten auf die durchschlagende Wirkung hin. Aufgrund seiner Bitterstoffe regt Löwenzahn-Tee Appetit, Verdauung und Gallentätigkeit an.

In manchen Büchern findet man den Hinweis, der Milchsaft in Blättern und Stängeln sei giftig. Das ist nicht richtig, allerdings verursacht er braune Flecken auf Haut und Kleidung. Trotzdem war Löwenzahn einst eine beliebte Spielpflanze: Die hohlen Blütenstiele wurden zu Ketten, Flöten, Blasrohren und Ringellöckchen verarbeitet. Die gelben Blütenköpfe nahm man als Puderquaste und färbte sich die Wangen gelb. Beliebt war auch ein Orakelspiel mit den Samenständen der Pusteblume: Je nachdem wie viele Fallschirme stehen blieben, so viele Kinder konnte man bekommen oder so viele Jahre hatte man noch zu leben.

Leckere Rezepte mit Löwenzahn

Die drei Löwenzahn-Rezepte als PDF herunterladen.

Salat mit wilden Löwen

(für 4 Personen)

Der Teller ist im Bildausschnitt stark angeschnitten, begleitet wird der Salat durch eine kunstvoll zur Blume gefaltete Serviette.
Frisch, lecker und außerdem ein echter Augenschmauß: Löwenzahnsalat mit Wildblumenblüten.© Rudi Beiser

Zutaten

  • 1 Kopfsalat oder 150 g Feldsalat
  • 100 g junge Löwenzahnblätter
  • 3 EL Öl
  • 1 EL Sauerrahm oder Sojasahne
  • 3 EL Essig
  • 1 EL Mango- oder Multisaft
  • 1 TL Sojasoße
  • Salz, Pfeffer
  • 3 EL Kürbiskerne
  • 1 Handvoll ausgezupfte Löwenzahnblüten

Zubereitung

  1. Löwenzahn in grobe Streifen schneiden und unter den gewaschenen Salat mischen.
  2. Die weiteren Zutaten zu einem Dressing rühren und den Salat darin marinieren.
  3. Kürbiskerne einige Minuten anrösten. Zusammen mit den Blüten über den Salat geben und servieren.

Würzige Löwenzahnknospen

(für 3 Personen)

Zwischen in grün gebetteten Nudeln leuchtet eine Löwenzahnblüte aus der Auflaufform.
Löwenzahnknospen eignen sich wunderbar als Pizzabelag oder wie hier für Aufläufe.© Rudi Beiser

Zutaten

  • 1 Zwiebel
  • 1 rote Paprikaschote
  • 3 EL Olivenöl
  • 500 g fest geschlossenen Löwenzahnknospen
  • 6 getrocknete Tomaten in Öl
  • 2 EL Tomatenmark
  • 1 TL Oregano
  • Pfeffer, Salz
  • 30 g Sonnenblumenkerne

Zubereitung

  1. Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Fett anrösten und abkühlen lassen.
  2. Kleingehackte Zwiebel und in Würfel geschnittene Paprika 3 Minuten in Öl andünsten.
  3. Löwenzahnknospen, feingehackte Tomaten, Tomatenmark und Oregano dazugeben und unter Rühren weitere 4-5 Minuten garen.
  4. Salzen, pfeffern und mit gerösteten Sonnenblumenkernen garnieren.

Tipp: Sie können dieses Gericht pur genießen, unter Nudeln ziehen, auf Baguette überbacken oder als Pizzabelag verwenden.

Löwenzahn-Blüten-Gelee

Zutaten

  • 250 g Löwenzahnblüten
  • 2 Bio-Zitronen
  • 1 Bio-Orange
  • 750 ml Wasser
  • 1 Messerspitze Vanillepulver
  • 1 kg Gelierzucker

Zubereitung

  1. Die grünen Hüllblätter (Kelche) der Blüten entfernen.
  2. Die gelben Blüten mit in Stücke geschnittenen Zitrusfrüchten und Vanille im Wasser aufkochen und 1 Stunde auf kleiner Flamme ziehen lassen.
  3. Den Topfinhalt durch ein Sieb filtern und mit dem Gelierzucker mischen.
  4. Nochmals 5 Minuten kochen und heiß in vorbereitete Schraubgläser füllen.

Das goldgelbe Gelee eignet sich als Brotaufstrich oder es wird in Süßspeisen weiterverarbeitet.

 

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