Das erste Handy für Kinder: Tipps und Erfahrungsbericht einer Mutter

Eine Gruppe Kinder steht beisammen und benutzt ihre Handys.

Als Mama von zwei Kindern habe ich letztens bemerkt: Deutlich schneller als erwartet kommt man als Elternteil an den Punkt, an dem man sich Gedanken zu den wichtigen Themen Medienkonsum und Smartphone sowie dem Umgang damit machen muss. Ab wann dürfen Kinder zum ersten Mal ein Handy in der Hand halten? Wann ist der Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone gekommen? Und was sollte man beachten, wenn man ein Handy für Kinder kauft?

Ich selbst „durfte“ mich schon viel mit diesen Themen beschäftigen, da meine Kinder genau in dem Alter sind, in dem sich diese ganzen Fragen stellen. Ich stehe dem Thema Medienkonsum und der Mediennutzung als Freizeitbeschäftigung allgemein eher kritisch gegenüber. Vor allem, weil ich hin und wieder selbst das Handy nicht aus der Hand legen kann. Meine Befürchtung ist, dass es den Kindern damit ähnlich gehen wird. Hier möchte ich meine Überlegungen und Erfahrungen gern mit Ihnen teilen.

Ab welchem Alter ist ein Handy für Kinder geeignet?

Bevor ein Smartphone für den Nachwuchs angeschafft wird, stellt sich die Frage, ob das Kind schon reif genug dafür ist. Der Elternratgeber Schau hin! empfiehlt ein Smartphone ab elf oder zwölf Jahren. Diese Altersangabe findet sich auch in weiteren Quellen. Falls Sie unsicher sind, ob Ihr Kind schon fit genug für ein Smartphone ist, können Sie auf der Seite der EU-Initiative klicksafe eine ausführliche Checkliste herunterladen.

Richtwert: beim Eintritt in die weiterführende Schule mit etwa zehn Jahren

Für die Eltern bei uns im Bekanntenkreis und für mich selbst ist der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone gegeben, wenn das Kind auf die weiterführende Schule kommt. Also mit etwa zehn Jahren. Das Kind ist gefühlt alt genug, um vernünftig mit dem Gerät umzugehen. Und doch noch jung genug, um auf Ratschläge und Erfahrungen der Eltern zu vertrauen. Ab diesem Alter ist das Gerät nicht mehr nur eine mobile Spielekonsole oder wird zum Abspielen von Musik oder Hörspielen benutzt.

Leichtere Erreichbarkeit auf dem Schulweg

Kinder müssen ab der fünften Klasse meistens längere Strecken und Wege allein (mit Fahrrad, Bus oder Bahn) zurücklegen, um in die Schule zu kommen. Ich finde es sehr gut, dass man dem Nachwuchs ab diesem Zeitpunkt auch einen gewissen größeren Spielraum (wenn es die Lebenssituation und die Umgebung zulassen) gewährt. Auf diese Weise schenkt man seinem Kind Vertrauen und verhilft ihm zu mehr Selbstständigkeit in der sensiblen Phase des Schulwechsels. Durch ein eigenes Smartphone hat Ihr Sprössling immer die Möglichkeit, zu Hause Bescheid zu geben oder zu fragen, wenn etwas nicht rund läuft oder etwas Außerplanmäßiges geschehen ist.

Kommunikation mit Freunden und Freundinnen per Handy

Auch die Freunde und Freundinnen wohnen ab der fünften Klasse, so war es zumindest bei uns, nicht mehr alle direkt nebenan. Der Austausch läuft ab diesem Zeitpunkt dann oft über das Handy. Man macht Verabredungen aus, man telefoniert, wenn man sich nicht sehen kann, aber auch Hausaufgaben oder andere schulische Angelegenheiten werden besprochen. Hat ein Kind allerdings kein Handy, ist es da leider oft schnell außen vor, weil nicht alle Informationen bei ihm ankommen oder es ausgegrenzt wird.

Ein Junge liegt auf seinem Bett und benutzt sein Handy.
Ohne Handy können Kinder von der Kommunikation mit Freundesgruppen abgeschnitten sein.© CC0 / Tima Miroshnichenko

Schulische Kommunikation per Smartphone und Co.

Tatsächlich habe ich nun auch schon mitbekommen, wie die Kinder Telefonkonferenzen zum gemeinsamen Lernen oder für Schulprojekte nutzen oder per Videokonferenz Referate gemeinsam vorbereiten. Die Kommunikation mit dem Lehrer oder der Lehrerin funktioniert per E-Mail und auch der Stundenplan ist bei uns online immer brandaktuell abrufbar. Ohne einen Laptop geht es im Übrigen ab der fünften Klasse ebenfalls nicht mehr. Und haben Schüler und Schülerinnen ein Smartphone, bekommen sie mit, wenn ihre Lehrkraft eine Nachricht verschickt hat, ohne ständig den Rechner anschalten zu müssen.

Lohnt sich die Anschaffung eines Handys für Kinder?

Nun haben Sie also beschlossen, dass Ihr Nachwuchs ein Handy erhalten soll. Und schon stellt sich die nächste Frage: Welches Modell kommt infrage? Ein Smartphone, ein altes Handy oder doch eine andere Lösung? Auch hier möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit Ihnen teilen.

Ein ausrangiertes Smartphone als erstes Kinderhandy

Es muss kein neues Smartphone sein. Auch ein ausrangiertes Smartphone von Mama, Papa oder der Tante kann eine gute erste Lösung darstellen. Kaputte Displays lassen sich kostengünstig reparieren. Auch hier kann man umweltschonend denken und Kosten einsparen. Wer im privaten Rahmen kein gebrauchtes Handy für Kinder bekommt, kann auch einmal auf rebuy schauen.

Wenn das Handy anfangs noch nicht viel kann, geschweige denn viel Speicherplatz hat, ist das sogar wünschenswert. Kinder lernen auf diese Weise, Prioritäten zu setzen. Welches Spiel darf aufs Handy? Was lösche ich, wenn ich etwas anderes irgendwann wichtiger finde? Alternativ lässt sich natürlich auch ein altes „Handy“ verwenden, mit dem man nur telefonieren kann. Ebenfalls wichtig bei der Anschaffung: Besorgen Sie gleich eine passende Schutzhülle und einen Displayschutz dazu.

Noch ein Tipp für jüngere Fans digitaler Medien: Hörspiele und Radio zu hören, funktioniert auch über ein ganz altes Handy zu Hause, das fast gar keinen Speicherplatz hat. Dazu müssen Sie es nur mit einem kleinen Lautsprecher verbinden.

Anfangs noch kein Vertrag für Kinder

Einen Vertrag brauchen Kinder anfangs meiner Meinung nach nicht. Es reicht, wenn sie unterwegs telefonieren können. Und alles, was eine Internetverbindung benötigt, kann man erst einmal zu Hause übers WLAN machen. Da braucht es keinen Tarif mit monatlich festen Grundkosten. Eine Prepaid-Karte reicht erst einmal vollkommen aus. Ohne Internetzugang unterwegs reduziert sich automatisch auch die Zeit am Handy. Zudem ist es für den Anfang ein gutes Gefühl, wenn man es selbst in der Hand hat, was die laufenden Kosten des Handys angeht. Wer diese Kosten trägt, kann man natürlich selbst entscheiden. Gönnt man dem Kind ein paar Euro im Monat, sodass es erreichbar ist und die Eltern anrufen kann? Oder soll es diese Kosten selbst tragen, um den Umgang mit den anfallenden Kosten zu erlernen?

Handy für Kinder: Kindersmartwatch als Alternative

Solange es vor allem um die Erreichbarkeit im Notfall geht, finde ich die aktuell angesagten Kindersmartwatches praktisch. Hier hat das Kind eine Uhr am Arm, die auch als Telefon dient und mit der sich kleine Nachrichten an die voreingestellten ausgewählten Personen senden lassen. Fotos und Filmchen können ebenfalls auf einfache Weise erstellt werden. Ein wie ich finde sehr guter erster Schritt, wenn das Kind anfängt, erreichbar sein zu sollen/wollen. Die Uhr ist einfach da und man kann nebenbei noch die Uhrzeit lernen (analog oder digital). Über GPS kann man das Kind prinzipiell ebenfalls orten. Allerdings ist das ein Thema, das ich persönlich nicht gutheiße und auch nicht nutze.

Unterstützung beim Erkunden des Smartphones

Am besten unterstützten Sie Kinder anfangs beim „Einlernen“. Das Kind merkt, dass Sie offen für sein neues Interessengebiet sind und dass es sich bei Problemen an Sie wenden kann. Gleichzeitig sehen Sie selbst direkt, wie Ihr Kind auf bestimmte Inhalte reagiert und wodurch es vielleicht überfordert oder verängstigt wird. Falls Sie das Gefühl haben, sich nicht genug auszukennen, können Angebote wie das Eltern-Lexikon vom Internet-ABC helfen.

Eine Mutter zeigt ihrer Tochter beim ersten Handy für Kinder, wie es zu bedienen ist.
Gemeinsam bekommen Eltern und Kinder ein Gefühl, worauf es bei der Nutzung des Handys ankommt.© CC0 / Matilda Wormwood

Wie richte ich ein Handy für Kinder ein?

Um Ihre Kinder zu schützen, können Sie gleich bei der Einrichtung einige Dinge beachten. Zusätzlich gibt es bestimmte Apps sowie Filter und Einstellungen, mit denen sich Smartphones kindersicher machen lassen.

Kinder-Accounts einrichten fürs Kinderhandy

Gleich bei der Einrichtung des Handys lassen sich bei Apple iOS und Android jeweils eigene Kinder-Accounts einrichten. Hierzu benötigt das Kind jedoch einen eigenen Account bei Apple beziehungsweise Google und damit verbunden eine persönliche E-Mail-Adresse. Dafür können Sie im Kinder-Konto mehr Einstellungen vornehmen, als wenn Sie das Handy Ihres Kindes über Ihren Account mitlaufen lassen.

Bekommt Ihr Sprössling ein Altgerät von Mama oder Papa? Dann sollten Sie daran denken, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen.

Zusätzliche Apps für den Schutz von Kindern

Zusätzlich nehmen wir bei den jeweiligen Apps oder Browsern die entsprechenden Einstellungen, wie zum Beispiel Filter für Suchmaschinen, direkt bei der Installation vor. Auf der Seite Medien kindersicher erfahren Sie dazu viele nützliche Details. Darüber hinaus nutzen wir noch eine Dritt-App. Famisafe zum Beispiel ist kompatibel für Android und Apple und dient dazu, nicht jugendfreie Inhalte auf Geräten aufzuspüren.

Google Family Link heißt eine von uns verwendete und für gut befundene App für Android. Hier lässt sich einstellen, zu welchen Tageszeiten und wie lange man das Smartphone verwenden kann. Es lassen sich „Bitte-nicht-stören-Zeiten“ wie Schlafenszeiten und Schulzeiten festlegen, zu denen das Kind automatisch nicht per Signal über das Handy gestört werden soll und tatsächlich auch nur im Notfall das Smartphone für einen Anruf verwenden kann. Außerdem lässt sich einstellen, welche Apps man installieren darf (Installation altersgerechter Apps nur nach vorherigem Einverständnis über die App über den Zugang der Eltern) und In-App-Käufe lassen sich verhindern. Und wenn man es für nötig hält, kann man prüfen, welche Apps das Kind wie lange verwendet, wo es sich aktuell ortstechnisch befindet und so weiter.

Meine persönliche Meinung ist, dass diese App auf jeden Fall ein guter Weg ist, um gewisse Grenzen zu setzen und zumindest grob den Überblick zu behalten, wie lange und wie oft das Kind sein Smartphone nutzt. Das alles den Kindern selbst zu überlassen, wäre schlichtweg nicht möglich.

Wie lassen sich Kinder vor Datenmissbrauch schützen?

Eine wichtige Aufgabe für uns Eltern ist es, unseren Kindern die nötige Medienkompetenz zu vermitteln. Nicht nur im Privatleben, auch in der Schule geht kaum noch etwas ohne das Internet, deshalb ist der richtige Umgang damit essenziell. Zur Medienkompetenz gehört neben der Auswahl der richtigen Inhalte auch der Umgang mit Gefahren: Mobbing, fremde Menschen die Kinder anschreiben, nicht kindgerechte Filme und Bilder oder die Verletzung von Urheberrechten, um nur einige zu nennen. Wenn Sie hierzu mehr erfahren möchten, empfehle ich Ihnen unseren Magazin-Beitrag zur Medienerziehung.

Handy für Kinder: Regeln für die Nutzung des eigenen Smartphones

Wenn Sie nun also ein Smartphone gekauft haben, ist es sinnvoll, gemeinsam Regeln für die Nutzung aufzustellen. Hier sind ein paar Ideen, die sich für unsere Familie bewährt haben:

  • Deine Eltern dürfen (anfangs) deinen Pin-Code kennen.
  • Besprich deine Passwörter für E-Mail usw. mit deinen Eltern. Die Passwörter sollten unterschiedlich und sicher sein.
  • Schreibe und verschicke nur Dinge, die du auch öffentlich sagen oder zeigen würdest.
    (Das ist so, wie etwas ans Schwarze Brett in der Schule hängen und nie mehr wegnehmen.)
  • Kläre Streit nicht über WhatsApp oder andere Messenger-Dienste, sondern persönlich.
  • Leite keine Kettenbriefe weiter. (Und mache dir immer Gedanken über das, was du tatsächlich an jemanden weiterleitest.)
  • Schreibe nur Leuten, die du auch wirklich persönlich kennst.
  • Teile nie deinen echten Namen, deine Adresse und deinen Standort über dein Smartphone mit anderen.
  • Kläre mit deinen Eltern ab, was für Bilder du von dir selbst veröffentlichen darfst. (Gesichtserkennung, Sicherheitsrisiko)
  • Halte die Offline-Zeit ein.
  • Sprich deine Eltern an, wenn du ein schlechtes Bauchgefühl oder Fragen hast, wenn dich etwas traurig stimmt oder dir etwas Angst macht.
  • Nimm dir auch immer einmal wieder einen Tag „handyfrei“.
  • Frage dich immer wieder: Muss ich das über das Handy klären oder kann ich das nicht auch vielleicht schöner/schneller/besser persönlich oder anders tun? (Anrufen, treffen, …)
  • Beim Essen und am Esstisch ist handyfreie Zone. Das Gleiche gilt für gemeinsame Familienzeiten, die Hausaufgabenzeit und die Zeit vor dem Zubettgehen sowie für Gespräche mit anderen.
  • Benutze keine zwei Bildschirme parallel (entweder Fernseher oder Smartphone).

Fazit zum Handy für Kinder

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig „Futter“ geben, damit Sie sich selbst eine Meinung bilden können. Und zum Abschluss noch ein netter Gedanke: Wenn der Nachwuchs dann tatsächlich ein eigenes Handy besitzt, haben Mama, Papa oder gar die Großeltern auch wieder etwas davon. Man kann die nun schon größeren Kinder anrufen, wenn sie etwas mitbringen sollen, oder ihnen Bescheid geben, falls man sich einmal selbst verspätet. Und es zaubert einem dann doch ein Lächeln ins Gesicht, wenn der eigene Teenie eine nette Nachricht schickt – und plötzlich findet man das Handy des Kindes dann selbst gar nicht mehr so doof.

 

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