Warenkunde Linsen: kleine Früchte, volle Proteinpower

Verschiedene Linsen sind in Glasschälchen gefüllt.

„Superfood“ ist vor allem ein Marketingbegriff. Meist sind damit exotische Produkte gemeint. Doch man braucht nicht in die Ferne zu schweifen, um sich gut zu ernähren. Die Linse ist ein seit der Steinzeit bekanntes Superfood. Früher galten Linsen als Arme-Leute-Essen. Doch dies hat sich zum Glück gewandelt. Besonders Vegetarier und Veganer schätzen sie heute als pflanzliche Eiweißquelle. In unserer kleinen Warenkunde möchten wir Ihnen dieses vielseitige Lebensmittel näher vorstellen.

Linsen kamen schon in der Bibel vor

Schon in der Bibel hat die Linse ihren Platz. Im ersten Buch Mose wird die Geschichte der beiden Brüder Esau und Jakob erzählt. Der ältere Bruder, Esau, kommt erschöpft nach Hause, wo ihm Jakob einen Teller Linsen anbietet – im Tausch gegen das Erstgeburtsrecht. Esau willigt ein, da ihm der Teller Linsen in diesem Moment attraktiver erscheint als sein Erstgeburtsrecht. Die Redewendung, etwas für ein Linsengericht – und damit unter Wert – zu verkaufen, gibt es bis heute. Sie geht auf diese Bibelstelle zurück.

Woher kommen Linsen?

Nach Europa kam die Linse aus dem „Fruchtbaren Halbmond“ in Vorderasien. Dort begannen die Menschen sesshaft zu werden und mit Ackerbau und Viehzucht für sich zu sorgen. Über die Türkei, Griechenland und den Balkan gelangte die Linse schließlich nach Mitteleuropa und damit auch nach Deutschland.

Die meisten Linsen werden heute in Kanada angebaut. Jährlich werden dort mit über 2 Millionen Tonnen Linsen ein Drittel der Weltmarktproduktion geerntet. Mit mehr als 1,5 Tonnen Linsenernte folgt dann Indien. Die USA, der drittgrößte Produzent, kultivieren weniger als 400.000 Tonnen. Bei uns in Deutschland haben Linsen vor allem auf der Schwäbischen Alb bis heute Tradition. Die dort kultivierte „Alb-Leisa“ kommt dabei der Ur-Linse botanisch am nächsten.

Die Klimabilanz der Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte wie die Linse sind super für Klima und Umwelt. Auf dem Feld bieten sie durch ihre Blüten Nahrung für Insekten. Dünger brauchen sie keinen oder kaum, weil ihre Wurzeln gemeinsam mit Bakterien Stickstoff aus der Luft binden. Wie bereits erwähnt, werden sie auch in Deutschland angebaut, was lange Transportwege minimiert und zum Klimaschutz beiträgt.

Vor allem können Linsen dabei helfen, über die Ernährung CO2 einzusparen. Getrocknete Linsen enthalten etwa 23 g Eiweiß pro 100 g. Daher können sie Fleisch und Fisch gut als Proteinlieferant ersetzen. Das ist auch der Grund, warum es das schwäbische Nationalgericht „Linsen mit Spätzle“ sogar in das Genuss-Kochbüchle des baden-württembergischen Umweltministeriums geschafft hat, in dem CO2-arme Rezepte vorgestellt werden. Auch die klassische Bolognesesauce lässt sich mit Linsen ganz einfach in eine vegane und damit klimafreundlichere Köstlichkeit verwandeln.

Ein Teller mit Spaghetti und veganer Linsenbolognese steht auf einem Gartentisch.
Durch ihre körnige Konsistenz eignen sich bissfeste Linsensorten prima, um Hackfleisch in einer Bolognesesauce zu ersetzen.© Karolina K.

Das IFEU-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg bewertet die CO2-Bilanz von Linsen ebenfalls als gut. Das Institut kommt auf einen Emissionswert von weniger als 130 g pro 100 g Lebensmittel. Bei der Bewertung wird ein durchschnittliches in Deutschland verkauftes Lebensmittel betrachtet. Einbezogen werden Faktoren wie Produktionsmethode, Transporte, Verarbeitung und Verpackung. Zum Vergleich: Karotten kommen auf einen Wert von 10 g CO2-Emissionen pro 100 g Lebensmittel, Bio-Rindfleisch auf 2.170 g pro 100 g.

Die Linse als vitaminhaltiger Sattmacher

Doch nicht nur für das Klima und die Umwelt sind Linsen eine gute Wahl. Durch die enthaltenen Vitalstoffe sind sie eine Bereicherung für jede Form der Ernährung. Die enthaltenen B-Vitamine unterstützen und stärken unser Nervengewebe. Der hohe Zinkanteil kräftigt Haare und Nägel. Auch Eisen ist enthalten. Damit der Körper das pflanzliche Eisen gut verwerten kann, empfiehlt sich die zusätzliche Aufnahme von Vitamin C, zum Beispiel durch ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Auch den Blutzuckerspiegel stabilisieren Linsen. Inzwischen gibt es auf dem Markt sogar Nudeln aus Linsenmehl. Diese sind ballaststoffreich und damit sehr sättigend.

Linsen im eigenen Garten anbauen

Linsen kommen generell mit wenig Pflege aus. Damit sie gut gedeihen können, benötigen sie jedoch einen kalkigen, nicht zu nährstoffreichen Boden.

Die Aussaat

Die Aussaat der Linsen sollte Ende April bis Anfang Mai erfolgen. Bevor Sie mit dem Säen beginnen, sollten Sie den Boden auflockern und ihn von Unkraut befreien. Säen Sie die Linsensamen ca. 4 cm tief aus und halten Sie in der Reihe einen Abstand von etwa 5–10 cm. Zwischen den Reihen sollten Sie ca. 20 cm Abstand halten. In der Landwirtschaft verwendet man ein sogenanntes Stützgetreide, an dem sich die Linse hochhangeln kann. Sie gedeiht aber auch ohne Stütze gut. Alternativ können Sie Zweige und Äste als Rankhilfe verwenden. Zu Beginn der Wachstumsphase ist es wichtig, das Beet unkrautfrei zu halten, da die Linse eine konkurrenzschwache Pflanze ist. Hat sie erst mal eine solide Wuchshöhe erreicht, überwuchert sie sehr bald das gesamte Beet und bedeckt dieses vollständig. Unkraut hat dann keine Chance mehr.

Die Linsenpflanze hat dünne Blätter und weiße Blüten.
Bis in den Herbst hinein schmücken weiße Blüten die Linsenpflanze.© Mathia - stock.adobe.com

Der richtige Erntezeitpunkt

Die einjährigen Pflanzen werden 10–50 cm groß. Im Spätsommer müssen Sie sie genau beobachten, um den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen. Werden die Hülsen braun, ist das ein gutes Zeichen, bald mit der Ernte zu beginnen. Sie können die Pflanzen von unten (dort werden die Früchte zuerst reif) nach oben per Hand abernten. Oder Sie warten, bis Sie die ganze Pflanze entlang des Erdbodens abschneiden können. Sie können die geernteten Pflanzen dann mit einem Holzstock dreschen. Die Schoten platzen auf und geben die Linsen frei.

Wie lagert man Linsen richtig?

Linsen sind ungeschält fast unbegrenzt haltbar. Als Vorrat sollten sie kühl, trocken und lichtgeschützt aufbewahrt werden. Da Hülsenfrüchte anfällig für Schädlingsbefall sind, sollten Sie sie in einem dichten Gefäß, am besten in einem Glas mit Schraubverschluss, lagern. Vor dem Zubereiten empfiehlt es sich, sie zum Waschen in eine Schüssel mit Wasser zu geben. Dann kann man beobachten, ob einzelne nach oben steigen. Schwimmende Linsen könnten von Schädlingen befallen sein, man sollte sie daher vor dem Kochen aussortieren.

Welche Sorten gibt es?

Tellerlinse

Die Tellerlinse ist der Klassiker unter den Linsen. Sie ist grün-braun, je nach Lagerdauer, und eignet sich besonders für deftige Speisen wie Eintöpfe und Suppen. Auch für das bekannte schwäbische Gericht „Spätzle mit Linsen“ werden Tellerlinsen verwendet. Vor dem Kochen kann man sie einweichen, um die Kochdauer zu verkürzen.

Rote Linse

Rote Linsen sind meist bereits geschälte Berglinsen. Ohne Schale haben sie eine kurze Garzeit. Auch das Einweichen ist nicht nötig. Man verwendet sie als Beilage oder in Dals beziehungsweise Currys.

Rote Linsen in der Nahaufnahme.
Rote Linsen werden durch das Kochen zu einer sämigen Masse.© CC0 / JerzyGorecki

Gelbe Linse

Auch gelbe Linsen sind geschälte Linsen, die eigentlich grün oder braun wären. Sie sind etwas kräftiger im Geschmack und ebenfalls in der indischen Küche heimisch.

Berglinse

Berglinsen sind rot-braun gefärbt und bleiben auch nach dem Kochen noch bissfest. Daher werden sie gerne in Salaten verwendet.

Beluga-Linse

Beluga-Linsen sind klein und schwarz und gelten daher als „vegetarischer Kaviar“. Dies spiegelt sich auch in ihrem Namen wider. Sie gelten als Delikatesse und sind im Vergleich zu anderen Linsen teurer.

Puy-Linse

Auch Puy-Linsen gelten als edel. Sie kommen aus Frankreich und verdanken ihren Namen der Stadt Le Puy-en-Velay. Die Linsen sind durch die Europäische Union mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung versehen. Sie werden ausschließlich in der Auvergne angebaut.

 

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