Der richtige Standort: Damit sich Ihre Kräuter wohlfühlen

Die gleben Blüten des Johanniskrauts liegen neben den lilanen des Lavendels in einem Korb

Die Gartensaison hat begonnen. Zahlreiche Kräutergärtnereien und Gartencenter locken mit duftenden Kräutern und so manches Töpfchen landet im Einkaufswagen. Die Freude ist groß, wenn die neuen Errungenschaften im Garten oder auf der Kräuterspirale ihren Platz finden. Aber bestimmt haben Sie es auch schon einmal erlebt: Ein frisch eingepflanztes Kräutlein will einfach nicht richtig gedeihen und kränkelt vor sich hin. Was ist geschehen? Vielleicht liegt es am Standort.

Wenn Pflanzen gesund und robust aufwachsen sollen, dann ist es wichtig, ihre Vorlieben bezüglich Licht, Boden, Düngung und Wasserversorgung genau zu kennen. Der richtige Standort und die richtige Pflege sind entscheidend. Sorgen Sie dafür, dass sich die Kräuter in ihrem Garten wohlfühlen, dann schenken sie Ihnen viele Heilstoffe und intensive Würzaromen.

Standortfaktor 1: Ohne Licht wächst das Kräutlein nicht!

Das Sonnenlicht ist der Motor des Pflanzenstoffwechsels. Mit dieser Energie produziert sie jene Stoffe, mit deren Hilfe sie gesund aufwächst und sich vor Krankheiten und Schädlingen schützt. Gleichzeitig sind diese Pflanzeninhaltstoffe für uns Menschen von großer Bedeutung: Es sind die Aromastoffe unserer Gewürzkräuter und die Wirkstoffe unserer Heilkräuter!

Leuchtetn orange reckt sich diese Blüte dem Fotografen entgegen.
Die einjährige Ringelblume mag viel Sonne kombiniert mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit. Düngung benötigt sie kaum.© Rudi Beiser

Wenn Sie für ihre Kräuter den richtigen Wohlfühlplatz suchen, müssen Sie unterscheiden zwischen sonnenhungrigen Kräutern, die im Sommer mindestens acht Stunden Sonneneinstrahlung benötigen und Halbschatten-Kräutern, die etwa vier Stunden direkte Sonneneinstrahlung wünschen (siehe Kasten). Die Halbschattenpflanzen benötigen außerdem eine gleichmäßige Wasserversorgung im Wurzelbereich. Je sonniger sie stehen, desto häufiger müssen Sie sie gießen. Die Sonnenanbeter hingegen, gedeihen sehr gut bei Trockenheit. Einige haben jedoch Sonderwünsche: Basilikum, Dill, Estragon, Fenchel, Melisse und Ringelblumen lieben zwar Sonne und Wärme, aber sie benötigen einen feuchten Fuß. Gießen Sie diese also regelmäßig, dann laufen sie zur Höchstform auf!

Übersicht: Lichtbedarf der Heil- und Gewürzkräuter

Sonne: Ajowan, Anis, Anis-Duftnessel, Basilikum, Beifuß, Bergminze, Bohnenkraut, Bockshornklee, Borretsch, Chili, Currykraut, Dill, Dost, Eberraute, Estragon, Fenchel, Indianernessel, Ingwer, Johanniskraut, Kamille, Knoblauch, Königskerze, Kreuzkümmel, Lavendel, Malve, Majoran, Nachtkerze, Oregano, Portulak, Quendel, Ringelblume, Rose, Rosmarin, Safran, Salbei, Schafgarbe, Schwarzkümmel, Thymian, Weinraute, Wermut, Ysop, Zitronen-Melisse, Zitronenverbene, Zitronengras

Halbschatten: Ananas-Salbei, Baldrian, Bärlauch, Beinwell, Blatt-Koriander, Brunnenkresse, Engelwurz, Frauenmantel, Giersch, Gundermann, Huflattich, Kerbel, Knoblauchsrauke, Kresse, Liebstöckel, Lungenkraut, Meerrettich, Minze, Rauke, Schlüsselblume, Schnittlauch, Schöllkraut, Sauerampfer, Süßdolde, Taubnessel, Petersilie, Veilchen, Waldmeister, Wasserdost

Standortfaktor 2: Der Boden karg oder nährstoffreich?

Die rosanen Blüten mit ihren markanten Stempeln stehen in einem grünen Garten.
Der Sonnenhut ist eine attraktive Blütenstaude, die das körpereigene Abwehrsystem stärkt. Es genügt einmal jährlich zu düngen, aber es muss regelmäßig gegossen werden.© Rudi Beiser

Hausgärtner und -gärtnerinnen wollen nur das Beste für ihre Gartengewächse und deshalb versorgen sie ihre Schützlinge gerne mit vielen Nährstoffen in Form von Dünger. Kräuter unterscheiden sich jedoch grundlegend von Gemüse, das sich durch die Jahrtausende lange Züchtung weit von der Wildform entfernt hat. Deshalb kann Gemüse ohne unsere Hilfe in der freien Natur kaum überleben. Gewürzkräuter und Heilkräuter sind dagegen Wildpflanzen oder zumindest noch sehr nahe an der Wildform. Deshalb haben sie ein wunderbares Aufschließungsvermögen für Nährstoffe und benötigen kaum Düngung. Die Schonkost bringt den Kräutern sogar Vorteile, denn sie bilden dadurch mehr Aromen und Wirkstoffe aus. Außerdem sind sie auf nährstoffarmen Standorten wesentlich robuster gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Und Blütenpflanzen bilden an mageren Standorten mehr Blüten.

Wir unterscheiden bei den Kräutern in zwei Gruppen: Die „Überlebenskünstler“ wie Rosmarin oder Thymian benötigen kaum Nährstoffe. Für sie ist die normale Gartenerde meist schon zu nährstoffreich. Hier lohnt es sich Standorte „abzumagern“, indem man Sand untermischt. Das gelingt besonders gut auf Kräutermauern oder Kräuterspiralen. Die zweite Gruppe, hierzu zählen z.B. Melisse und Basilikum, benötigt eine schwache Düngung, beispielsweise einmal jährlich etwas Kompost. Die Düngemenge darf aber keineswegs mit dem Düngebedarf von Gemüse verglichen werden.

Übersicht: Nährstoffbedarf der Heil- und Gewürzkräuter

Wenig Nährstoffe: Andorn, Arnika, Anis, Blutwurz, Bohnenkraut, Brunnenkresse, Currystrauch, Dost, Estragon, Kamille, Kornblume, Lavendel, Nachtkerze, Oregano, Pimpinelle, Quendel, Ringelblume, Rose, Rosmarin, Salbei, Schafgarbe, Silber-Frauenmantel, Schlüsselblume, Senf, Steinklee, Thymian, Weinraute, Ysop

Mittlerer Nährstoffbedarf: Alant, Anis-Duftnessel, Baldrian, Bärlauch, Basilikum, Beifuß, Beinwell, Borretsch, Brennnessel, Chili, Dill, Eibisch, Engelwurz, Fenchel, Frauenmantel, Giersch, Herzgespann, Hopfen, Kapuzinerkresse, Kerbel, Kresse, Kümmel, Liebstöckel, Malve, Majoran, Meerrettich, Minze, Monarde, Perilla, Petersilie, Rauke, Sauerampfer, Schnittlauch, Schöllkraut, Sonnenhut, Spitzwegerich, Süßdolde, Tagetes, Waldmeister, Weidenröschen, Zitronen-Melisse, Zitronenverbene

Standortfaktor 3: Saurer oder alkalischer pH-Wert?

Im Vordergrund ist eine Lavendelblüte im Detail zu sehen.
Der Lavendel liebt sonnige und kalkhaltige Standorte. Zuviel Feuchtigkeit und zu viel Düngung schaden dem mehrjährigen Strauch.© Rudi Beiser

Da sehr viele Kräuter wie auch Lavendel kalkhaltige Böden bevorzugen, ist es sinnvoll vor der Pflanzung den pH-Wert Ihrer Gartenerde festzustellen. Dazu gibt es im Gartenfachhandel spezielle Test-Sets. Die meisten Böden haben einen pH-Wert zwischen 6 und 7. Das ist gut so, denn in diesem Milieu fühlen sich sehr viele Pflanzen wohl, vor allem das Gartengemüse. Aber auch einige Kräuter wie Kresse, Pfefferminze, Sonnenhut oder Kerbel. Viele Heil- und Gewürzkräuter bevorzugen jedoch einen alkalischen pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 und nur einige wenige mögen es eher sauer (pH-Wert 5,5 bis 6). Eventuell müssen Sie den pH-Wert des Bodens nach den Vorlieben der Pflanzen verändern.

Mit Kalk (wie Algenkalk, Basaltmehl) können Sie den pH-Wert erhöhen. Der Vorteil von gut gekalkten Böden ist auch die Tatsache, dass die Pflanzen dann weniger Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen. Manche Kräuter wie Johanniskraut, Schafgarbe oder Lein neigen dazu Schwermetalle anzureichern.

Soll der Boden hingegen sauer gemacht werden, weil Sie beispielsweise Heidelbeeren kultivieren wollen, dann eignen sich Spezial-Substrate für Moorpflanzen oder Rindenkompost.

Überblick: Welche Kräuter mögen es alkalisch und welche es lieber sauer?

Kalkhaltige Böden: Ajowan, Andorn, Anis, Bärlauch, Bergkümmel, Bohnenkraut, Borretsch, Dill, Dost, Oregano, Estragon, Fenchel, Johanniskraut, Königskerze, Koriander, Kümmel, Lavendel, Liebstöckel, Lorbeer, Majoran, Petersilie, Pimpinelle, Rose, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Senf, Süßdolde, Thymian, Waldmeister, Wermut, Ysop, Zitronen-Melisse

Saure Böden: Arnika, Bärentraube, Bärwurz, Heidekraut, Heidelbeere, Pfingstrose, Preiselbeere, Quendel, Rosenwurz, Sauerampfer, Silberfrauenmantel, Sonnentau

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