Kochkiste: Energiesparend kochen wie früher

Ein Mann schöpft aus dem Topf in einen Teller.

Wissen Sie, was eine Kochkiste ist? Zu Großmutters Zeiten war eine Kochkiste fester Bestandteil der Küchenausstattung. In der Regel handelte es sich um eine schlichte Holzkiste mit Deckel. Stroh, Sägespäne und Stoff sorgten für die nötige Wärme-Isolierung.

Streng genommen ist das Kochen in der Kochkiste ein sanftes Garen. Das Essen wird zwar angekocht, die Temperatur sinkt aber in der Kiste unter den Siedepunkt und die Mahlzeit im Topf gart danach bei niedriger Temperatur weiter. Die Gefahr, dass etwas anbrennt besteht nicht. Je nach Art und Beschaffenheit des Lebensmittels fällt die Garzeit unterschiedlich aus. Der Kochprozess richtet sich nach der Härte des Garguts und der Größe der Stücke. Die ungefähre Kochzeit ist viermal so lang als normalerweise auf dem Herd üblich. Der Vorteil hierbei ist: Sie können diese Zeit anderweitig nutzen.

Wer hat’s erfunden? Kleine Geschichte der Kochkiste

Der eigentliche Erfinder der Kochkiste ist Karl von Drais (1785-1851). Er erfand neben der berühmten Draisine (ein Lauf-Fahrrad ohne Pedale), einer Musikmaschine und einer Schreibmaschine unter anderem auch eine Kochmaschine mit Kochkiste. Für manche Ideen war die Zeit jedoch erst später reif. Denn verbreitet hat sich die Kochkiste erst Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Bemühen heraus sparsam zu wirtschaften, denn Heizmaterial wie Brennholz war knapp. Für breite Schichten der Bevölkerung war es eine Erleichterung, vor allem für die schon damals berufstätige Frau bedeutete dies eine enorme Zeitersparnis. Das Essen musste nur morgens kurz angekocht werden, während ihrer Abwesenheit kochte die Speise in der Kochkiste fertig.

Eine Variante der Kochkiste war der Selbstkocher, diese Kochtonne ist von der Schweizerin Susanne Müller erfunden worden. Die Vorrichtung sollte ebenfalls Zeit und Energie einsparen. Kurz erhitzte Speisen garen darin ohne weitere Energiezufuhr in Abwesenheit der Köchin oder des Kochs langsam durch. Susanne Müller ging es vor allem um den gesundheitlichen Aspekt für die Frauen und Familien der Arbeiterklasse, die durch den Einsatz dieser praktischen Vorrichtung in den Genuss einer gesund zubereiteten warmen Mahlzeit kamen.

Durchbruch der Kochkisten

In Deutschland, der Schweiz und Österreich verbreitete sich die Idee der Kochkiste in den 1890er-Jahren über die damals neuen Haushaltsschulen für Arbeiterfrauen und den Kochunterricht an Bürgerschulen. Katharina Migerka, die sich mit dem Thema Volksbildung und Frauenbewegung beschäftigte und zusammen mit ihrem Mann die Migerka-Schulen gründete, war eine der ersten Frauen in Wien, die einen Selbstkocher besaßen. 1926 bekam die Kochkiste zusätzlich einen Schub: In der berühmten Frankfurter Küche, der Vorläuferin der Einbauküche, war neben dem Herd auch eine Kochkiste fest eingebaut.

Auch in den Krisenzeiten während des ersten und zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahren wurde die sparsame Kiste geschätzt, da sie eine Möglichkeit bot, auch ohne viel Brennholz und Strom zu einer warmen Mahlzeit zu kommen. Mit dem Wirtschaftswunder geriet die Kochkiste jedoch in Vergessenheit. Der wachsende Wohlstand in allen Bevölkerungsschichten und die unendlich scheinenden Ressourcen, machten das Sparen nicht mehr notwendig.

Die Wiederentdeckung einer althergebrachten Idee

Heute können wir zwar immer noch ohne Einschränkung auf Ressourcen zugreifen. Doch wir wissen, dass das nicht ewig so gehen wird. Immer mehr Menschen denken um und möchten ressourcenschonender leben. Damit ist das Prinzip Kochkiste aktueller denn je. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Wärmedämm-Prinzip spart Energie. Das Essen kann nicht anbrennen und muss deshalb nicht überwacht werden. Perfekt für Berufstätige, die selbst kochen möchten. Noch ein Vorteil: Das Kochgut kann ohne weiteres über längere Zeit warmgehalten werden. Zu guter Letzt ist das Kochen nach dem Kochkisten-Prinzip vitaminschonend und das Ergebnis schmackhaft.

Die Kochkiste im modernen Gewand: Der Thermotopf

Man kann sich eine Kochkiste selber bauen, im Internet gibt es dazu zahlreiche Anleitungen. Für weniger handwerkliche Begabte oder für diejenigen, die ihr Essen transportieren möchten, gibt es mittlerweile auch sogenannte Thermotöpfe. Dabei handelt es sich um einen Edelstahltopf und eine auf diesen angepasste Styroporbox. Bei entsprechender Qualität überdauert diese Kombination Jahrzehnte und viele leckere Mahlzeiten.

Kochen mit der Kochkiste – zwei einfache Rezepte zum Einstieg

Eines meiner Lieblingsgerichte ist der Bunte Chilitopf. Dieses Rezept in zwei Variationen – eine davon vegetarisch – eignet sich sehr gut für den Thermotopf. Der Eintopf schmeckt nach Auskunft einiger Testesser ausgesprochen lecker und ist ruck, zuck zubereitet. Die angegebene Menge reicht jeweils für etwa 4 Portionen. Hinweis: Der Topf sollte bis zu zwei Dritteln gefüllt sein.

Rezept für Chili con carne aus dem Thermotopf

Zutaten

  • 250 g eingeweichte Kidneybohnen
  • 125 g eingeweichte weiße Bohnen
  • 500 g Rindfleisch
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauch
  • 1 EL Olivenöl
  • Eine kleine rote Paprika
  • 1 Tasse Mais
  • 1 TL Salz
  • ½ TL Paprikapulver
  • 1 kleine Chili oder Chilipulver nach Geschmack
  • Pfeffer
  • 1 TL Senf
  • 500 g Tomaten (oder Dose)
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 1 Zweig Thymian
  • Petersilie zum Bestreuen

Zubereitung

  1. Das Fleisch in Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch kleinschneiden.
  2. Öl erhitzen und Fleisch mit Zwiebel und Knoblauch zusammen anbraten, Senf unterrühren.
  3. Paprika kleinschneiden, Tomaten schälen, vierteln und zusammen mit der Paprika zugeben.
  4. Die übrigen Zutaten untermischen, Flüssigkeit zugeben und mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen.
  5. Das Ganze bei geschlossenem Topf 40 min köcheln lassen. Topf vom Herd nehmen. 20 Sekunden warten, dann in die Thermobox stellen, die Box verschließen und das Chili fertiggaren lassen. Nach zwei Stunden Garzeit ist das Chili con carne servierbereit. Es kann aber noch stundenlang in der Box warmgehalten werden. Durch das langsame Garen wird das Fleisch besonders zart.

Neben dem geöffneten Thermotopf steht ein gefüllter Teller mit Chili con carne.
Durch das langsame Garen im Thermotopf wird das Fleisch besonders zart. Da bleibt bestimmt nix übrig.© Angelika O.

Rezept für Chili sin carne aus dem Thermotopf

Zutaten

  • 250 g eingeweichte Kidneybohnen
  • 125 g eingeweichte, weiße Riesenbohnen
  • 400 g Tofu Natur
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 EL Olivenöl
  • Eine kleine rote Paprika
  • 1 Tasse Mais
  • 1 TL Salz
  • ½ TL Paprikapulver
  • 1 kleine Chili oder Chilipulver nach Geschmack
  • 500 g Tomaten (oder Dose)
  • 1 Zweig Rosmarin
  • Für die Tofu-Marinade: Sojasauce, etwas Öl, Senf, Salz, Pfeffer
  • Basilikum zum Bestreuen

Zubereitung

  1. Den Tofu in Würfel schneiden und am besten schon am Vorabend in die Marinade einlegen.
  2. Zwiebel und Knoblauch hacken und zusammen mit dem Tofu in Öl anbraten.
  3. Paprika und Tomaten kleinschneiden und mit den restlichen Zutaten untermischen.
  4. 1/8 Liter Wasser oder Brühe zugeben. Salz, Pfeffer und Kräuter dazutun. Das ganze bei geschlossenem Topf 5 Min köcheln lassen.
  5. Topf vom Herd nehmen und kurz (etwa 20 Sekunden) warten, dann in die Thermobox stellen und diese verschließen. Nach 40 Minuten Garzeit ist das Chili sin carne servierbereit. Es kann aber noch stundenlang in der Box warmgehalten werden und bei Bedarf serviert werden.

Haben Sie das Kochkisten-Prinzip selbst schon ausprobiert? Wir freuen uns über Ihre Tipps, Rezepte und Anmerkungen dazu.

 

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