Mit Kindern beim Ausflug in den Wald Jahresringe deuten

Kind kniet vor einem gefällten Baum und zeigt auf die Jahresringe.

Auf dem Weg in den Kindergarten haben mein Sohn und ich für kurze Zeit bei Baumfällarbeiten zugeschaut. Ganz traurig darüber, dass der Baum gefällt wird, fragte mich mein Sohn, warum die Männer das machen würden. Der Baum sei leider krank gewesen, erklärte uns der Forstarbeiter. Trockenschäden der letzten Jahre hätten zu einem Pilzbefall geführt, das könne man anhand der Jahresringe deuten. Das hat meinen Sohn erst einmal besänftigt und er konnte trotz des aufwühlenden Erlebnisses in den Kindergarten gehen.

Am Nachmittag, als der Kindergarten vorbei war, haben wir uns den übrig gebliebenen Baumstumpf genauer angeschaut: Jahresringe in unterschiedlichen Dicken und mit unterschiedlichen Rundungen waren zu erkennen. Ziemlich spannend, wenn man da mal etwas genauer hinsieht. Dass man das Alter eines Baumes an der Anzahl der Baumringe deuten kann, wissen viele. Aber wir wollten gern wissen, wie die Ringe überhaupt entstehen.

Wie entsteht ein Jahresring beim Baum?

Jahr für Jahr wächst ein Baum in die Höhe und sein Stamm wird dicker. Im Frühjahr und Sommer ist das Wachstum stärker und geht schneller vonstatten als im Herbst oder Winter. So entstehen im Frühjahr helle, dickere Rindenbereiche. Man spricht hier auch von „Frühholz“. Diese Teile sieht man später als helle Schicht in den Jahresringen. Im Herbst wächst der Baum weniger schnell. Es entsteht eine dunklere, dünnere Schicht. Beide Schichten, also hell und dunkel zusammen, ergeben einen Jahresring.

Jahresringe deuten: Was verraten die Jahresringe von Bäumen?

Je nach Wetter und äußeren Umständen ändert sich die Breite der Jahresringe. Hat den Baum etwas beim Wachstum behindert, war es zum Beispiel sehr trocken, ist der Ring dünner. Bei optimalen Bedingungen wächst der Baum stärker und der Ring ist entsprechend breiter.

Am Aussehen der Jahresringe kann man also die klimatischen Bedingungen ablesen, die ein Baum durchlebt hat:

  • Trockenheit äußert sich in sehr dünnen, kaum ausgeprägten Jahresringen.
  • Schwarze Einschlüsse im Holz deuten auf einen Waldbrand hin.
  • Unterbrechungen der Ringe beziehungsweise neue Startlinien von Ringen zeigen eine Überwallung von Wunden an der Rinde des Baumes. Manche Bäume bilden Baumperlen durch Wildverbiss, Kronenbruch oder sonstige Verletzungen an der Rinde. Auch können neue Seitentriebe von der Rinde überwallt werden.
  • Schrägstellungen durch Wind oder Licht zeigen sich an ungleichmäßig dicken Jahresringen innerhalb eines Jahres.
  • Wellige, gezackte Linien können auf einen Schädlingsbefall hindeuten.

 

Auf der Grafik ist ein Baumstamm im Querschnitt zu sehen, verschiedene Jahresringe und Stellen am Baumstamm sind beschriftet.
An den Jahresringen unseres Baumes konnten wir erkennen, dass der Baum die Trockenperiode nicht überlebt hat.© Constanze H.

Nicht nur klimatische Ereignisse lassen sich an den Jahresringen ablesen. Auch kann man zum Beispiel Einschläge von Asteroiden erkennen. Die Bäume, die solch ein Ereignis überleben, zeigen kleine Einschlüsse von umhergewirbeltem Gestein.

Bäume erzählen faszinierende Geschichten

Vielleicht finden Sie im Wald einen gefällten Baum und können seine Lebensgeschichte rekonstruieren. Kindern macht diese Fantasiereise sehr viel Spaß. Meinen Sohn und mich überkam ein regelrechtes Gefühl von Ehrfurcht gegenüber diesem eindrucksvollen Werk der Natur. Es hat uns in unserem Bewusstsein gestärkt, wie wichtig und gleichzeitig sensibel die kleinen und großen starken Riesen des Waldes sind. Und letztlich auch, wie wesentlich es ist, Wasser zu sparen, mit den natürlichen Ressourcen vorsichtig umzugehen und Achtsamkeit dafür zu zeigen.

Viel Freude beim Forschen und Entdecken wünsche ich Ihnen.

 

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