Purpose Economy at Universities: Verantwortungseigentum auf Uni-Tour

Eine Frau hält vor Studierenden einen Vortrag zum Verantwortungseigentum.

Viele Unternehmen haben neue und innovative Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gefunden. So auch bei dem Thema Eigentum. Zum Beispiel durch sich selbst gehörende Unternehmen wie Waschbär, die statt der Maximierung des Shareholder Value auf Sinnorientierung setzen. Die Idee stößt auf immer mehr Interesse, auch in der Wissenschaft. Daher unterstützt Waschbär das Projekt „Purpose Economy at Universities“ der Purpose Stiftung. Diese Bildungsreise soll die Idee von Verantwortungseigentum aus der Praxis in die Hörsäle bringen.

„Was ich in meinem Wirtschaftsstudium gelernt habe, hat nur in Teilen etwas mit dem zu tun, was ich heute in meiner beruflichen Realität erlebe. Die Pluralität von Unternehmensmodellen findet in der Praxis statt, aber zu wenig an den Unis!“, sagt Maike Kauffmann von der Purpose-Stiftung. Und genau das will die 26-Jährige ändern. Zusammen mit ihrem Kollegen Jakob Willeke ist sie seit Herbst 2021 für das Projekt „Purpose Economy at Universities“ verantwortlich. Die beiden touren von Uni zu Uni, um die Idee von Verantwortungseigentum gemeinsam mit Studierenden zu diskutieren. „Dass ein Unternehmen sozusagen sich selbst gehören kann und Gewinne nicht an die Eigentümer fließen, sondern im Unternehmen verbleiben, kommt als Modell in den Wirtschaftswissenschaften kaum vor, genauso wenig wie andere alternative Eigentums- und Unternehmensformen“, so Jakob Willeke. Das will „Purpose Economy at Universities“ ändern und diese Perspektiven nun im Rahmen von Workshops auch an die Universitäten bringen.

Ampel-Koalition macht den Weg frei für neue Rechtsform

Denn in Deutschland sind inzwischen mehr als 200 Unternehmen in Verantwortungseigentum. Auch die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, eine rechtliche Grundlage für Unternehmen in Verantwortungseigentum zu schaffen. In der Wirtschaft und in den Unternehmen braucht es dann allerdings auch Gründer, Mitarbeitende, Investoren und Unternehmer, welche die Möglichkeiten der neuen Rahmenbedingungen nutzen können. Doch woher sollen die kommen, wenn über altnative Modelle an den Universitäten kaum diskutiert wird?

„Wir sprechen bei unseren Vorträgen zum Beispiel viel mit jungen Gründerinnen und Gründern, die häufig nicht wissen, dass sie Eigentum an ihren Unternehmen auch anders strukturieren und vom Status Quo abweichen können. Dabei ist es so wichtig, dass sie eine bewusste Entscheidung für eine Struktur treffen“, sagt Jakob Willeke. Der 27-Jährige hat selbst Volkswirtschaft und Politik an der Universität Göttingen studiert. Vor vier Jahren begann er für die Purpose-Stiftung zu arbeiten. „Wir haben schon immer einzelne Vorträge an Unis gehalten, sozusagen auf Zuruf. Seit 2021 haben wir mit „Purpose Economy at Universities“ ein klares Konzept, um zielgerichtet an Universitäten zu gehen.“

Auf einer Bühne sitzen sich zwei Menschen auf Stühlen gegenüber und diskutieren angeregt miteinander.
Der Austausch über das Modell Verantwortungseigentum eröffnet vielen Menschen neue Optionen.© Purpose Stiftung

Waschbär unterstützt das Projekt „Purpose Economy at Universities“

Möglich geworden ist dies durch die Hilfe von Waschbär, seit 2017 selbst ein Unternehmen in Verantwortungseigentum. „Wir sind ein Pionier dieser Eigentumsform und haben deshalb einen Botschafter-Gedanken: Wir wollen die Idee von Verantwortungseigentum voranbringen“, sagt Jonathan Kochs, Referent der Geschäftsleitung bei Waschbär und Projektmanager im Bereich Organisationsentwicklung. „Uns erreichen ständig Anfragen für Bachelor- oder Masterarbeiten zum Thema Verantwortungseigentum“, sagt Jonathan Kochs. „Daran sieht man das Interesse an zukunftsfähigen Wirtschaftsmodellen.“

Das bestätigt auch Maike Kauffmann aus ihrer Erfahrung bei den Workshops: „Schon in den Workshops, aber auch im Nachgang durch Feedback bekommen wir mit, dass das Thema die Studierenden wirklich zum Nachdenken anregt. Gerade im Gründungskontext fragen Studierende immer wieder: Warum habe ich davon bisher noch nichts gehört?“. Waschbär fördert das Projekt „Purpose Economy at Universities“ nicht nur mit Geld, sondern entsendet bei Bedarf auch Mitglieder der Geschäftsleitung zu den Workshops – so wie es auch andere Firmen in Verantwortungseigentum machen: Wissenschaft soll auf Praxis treffen und der Diskurs die Idee des Verantwortungseigentums voranbringen. „Wir hoffen sehr, dass auch weitere Praxisbeispiele ihren Weg in die Universitäten finden und so eine vielfältige Lehre entstehen kann”, so Maike Kauffmann.

Diskussion in interaktiven Workshops

Die Vorträge richten sich an unterschiedliche Zielgruppen und an verschiedene Bereiche der Wirtschaftswissenschaften – von klassischer Betriebswirtschaftslehre über Volkswirtschaft, Wirtschaftspsychologie oder speziellen Gründungskursen. Dafür hat das Purpose-Team Tools entwickelt, die sich je nach Zielgruppe und Fragestellungen anpassen lassen. Die Workshops beginnen in der Regel immer mit einem interaktiven Einstieg.

„Wir fragen die Teilnehmenden zum Beispiel, was ein Unternehmen für sie ist, oder was sie motiviert“, sagt Maike Kauffmann. Auch nach dem Input bleibt der Workshop interaktiv, zum Beispiel durch Formate, in denen Einzelne die Rolle verschiedener Stakeholder-Gruppen einnehmen: Investorinnen, Eigentümer, Mitarbeitende etc. Diese diskutieren dann im Rollenspiel, wie sich verschiedene Eigentumsverhältnisse auf sie auswirken. „Da sitzen dann Studierende auf der Bühne und streiten darüber, was an Eigentum sinnvoll ist,“ so Maike Kauffmann. Im Anschluss steht der Dialog im Mittelpunkt, der hauptsächlich von den Fragen der Studierenden ausgeht.

In einem Hochschulzimmer wird ein Vortrag der Purpose Economy at Universities gehalten.
Die Bildungsreise „Purpose Economy at Universities“ stößt bei Studierenden auf reges Interesse.© Purpose Stiftung

“Purpose Economy at Universities” will raus aus der Blase

Bislang hat das Purpose-Team 12 Workshops gehalten, zum Beispiel an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, der Technischen Universität Berlin, der Hochschule Fresenius und der Leuphana Universität Lüneburg. Rund 30 weitere Termine für die Tour „Purpose Economy at Universities“ sind bereits für 2022 geplant, es gibt bereits erste Anfragen für 2023 und langfristige Kooperationsangebote. Das Interesse ist groß.

Ziel des Projektteams ist es ausdrücklich, auch rauszugehen aus der eigenen Blase von nachhaltigen Unternehmen und Hochschulen, die ohnehin schon lange alternative Konzepte in ihre Ausbildung integriert haben. „Wenn wir bei traditionellen Universitäten sind, gibt es schon auch kontroverse Diskussionen. Diese machen uns auch große Freude – und alleine, dass die Studierenden dann schon mal gehört haben, dass Eigentum überhaupt eine Relevanz hat, und dass man rechtliche Strukturen von Unternehmen auch anders gestalten kann, birgt einen großen Mehrwert“, sagt Jakob Willeke. Schließlich gehe es nicht darum, Fans zu gewinnen, sondern Denkanstöße und einen passenden Raum für den Dialog zu schaffen.

Wirtschaft neu Denken als Job-Motivation

Für junge Hochschulabsolventen wird die Ausrichtung eines Unternehmens ein zunehmend wichtiger Faktor bei der Jobwahl. „Ich bin bei Waschbär gelandet, weil ich das Konzept des Verantwortungseigentums gut fand,“ sagt Jonathan Kochs. „Ich wollte nicht für den Reichtum eines Eigentümers arbeiten, sondern für den Sinn und Zweck des Unternehmens. Die Idee von Purpose, also dass ein Unternehmen sich selbst gehört und Gewinne im Unternehmen verbleiben, war eine riesige Motivation für mich.“

Wer mehr zu Verantwortungseigentum erfahren will oder das Team des Projekts „Purpose Economy at Universities“ zu einem Workshop an die eigene Bildungseinrichtung einladen will, findet hier alle nötigen Informationen und auch die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme.

 

1 Kommentar
Schreiben Sie einen Kommentar

* Diese Felder sind Pflichtfelder.