Das Prinzip der Vielfalt: wie Permakultur funktioniert

In dem Permakultur-Garten wachsen Blumen, Gemüse und Kräuter.

Der Begriff Permakultur ist in aller Munde. Auch ich hatte oft davon gehört, wusste aber nicht recht, was genau dahintersteckt. Bis ich auf meiner Reise durch Costa Rica die nachhaltige Praxis der Permakultur verstehen lernen durfte. Für drei Wochen habe ich auf der „Finca la Quimera“ gearbeitet, einem Permakultur-Projekt in den Bergen von Turrialba. Die „Finca la Quimera“ ist eine Art Selbstversorger-Kommune und liegt mitten im Dschungel Costa Ricas. Gegründet wurde sie von Alba, einer Spanierin und ehemaligen Flugbegleiterin, die nach einer Lebenskrise etwas Nachhaltiges, Systemunabhängiges aufbauen wollte.

Was ich auf der Permakultur-Farm über Permakultur und ihre Vorteile lernen durfte, verrate ich Ihnen im Folgenden.

Was ist Permakultur?

Wenn wir unseren Blick über unberührte Natur schweifen lassen, fällt vor allem eines auf: Jeder Quadratzentimeter Boden ist bewachsen, und ein lebender Organismus geht in den anderen über. Betrachten wir dagegen landwirtschaftlich bewirtschaftete Felder, stechen uns nicht selten brachliegende Ackerflächen ins Auge. Man könnte in ihnen auch aufgerissene Wunden erkennen – in der Permakultur bezeichnet man solche Flächen treffenderweise als „tote Erde“.

Die Permakultur ist ein alternatives Konzept, mit dem sich nicht nur landwirtschaftlich genutzte Flächen, sondern auch besiedelte Gebiete wie Städte oder Gärten gestalten lassen. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „permanent“ und „agriculture“ zusammen. Das lässt sich ungefähr übersetzen als „langfristiges Landwirtschaften“ und spiegelt die Kernidee des Konzepts wider.

Vor etwa 40 Jahren prägten die Australier Bill Mollison und David Holmgren den Begriff der Permakultur. Anlass war ihre Beobachtung, dass die moderne Landwirtschaft Wasser und Böden nachhaltig schädigte und es zunehmend um die Maximierung des Ertrages ging. Mollison und Holmgren gestalteten einen nachhaltigen Gegenentwurf zum vorherrschenden industriellen Agrarsystem. Seitdem wurde der Denk-Ansatz stetig weiterentwickelt und geht heute deutlich über Landwirtschaft und Gartenbau hinaus. Permakultur ist nun eher eine verantwortungsvolle Lebenseinstellung, die viele Bereiche miteinander verbindet und bei der es um den Vorteil für alle geht. Ziel der Permakultur ist es, mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie.

Mit der Natur im Einklang – Ziele der Permakultur

Mit der Erde achtsam umgehen, alle Menschen gut behandeln, dem Konsum Grenzen setzen und für eine gerechte Verteilung sorgen – das sind die Grundprinzipien der Permakultur. Für den Erhalt der Fruchtbarkeit und Artenvielfalt steht ein achtsamer Umgang mit Wasser, Boden und allen Lebewesen an erster Stelle. In Balance dazu sollen gesunde Lebensmittel in ausreichenden Mengen regional produziert werden können. Es geht im Wesentlichen darum, Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und diese bestmöglich nachzuahmen.

Die Permakultur ist auch unter dem Begriff Mischkultur bekannt. Anders als bei einer Monokultur nutzt man die Flächen nach dem Prinzip der Vielfalt. In der Praxis untersucht man die verfügbare Fläche genauestens auf ihre Beschaffenheit bepflanzt sie nach dem Vorbild der wilden Natur. Jedes vorhandene Element nimmt eine wichtige Funktion ein und steht in einer Beziehung zu seinem „Nachbarn“. So entsteht ein geschlossenes Ökosystem, das nicht nur widerstandsfähiger ist, sondern sich eigenständig regulieren und über eine lange Zeit selbst erhalten kann. Mischkulturen können zum Beispiel besser mit Schädlingen, Klimaschwankungen oder Dürreperioden zurechtkommen.

Ein Mischkulturbeet ist mit Zwiebeln und weiterem Gemüse bepflanzt.
Die Mischkultur sorgt für einen gesunden Garten.© stock.adobe.com – alehuener

Für eine umweltschonende Landnutzung ist ein sehr bewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen nötig. Die goldene Regel der Permakultur ist deshalb, sich an Dingen aus der Natur zu bedienen, anstatt etwas von außen hinzuzufügen. Um den Energieaufwand zu senken, nutzt man vorhandene Ressourcen effizient und reduziert den Verbrauch von Konsumgütern. Statt große Flächen zu bepflanzen, nutzt man bei der Permakultur kleine Flächen effizient. So erzielt man auf kleinem Raum bessere Erträge. Ressourcen lassen sich schonen und auch der Arbeitseinsatz bleibt überschaubar.

Das Idealmodell: die Zonenplanung der Permakultur

Der Planung von Permakultur liegt häufig ein Zonensystem zugrunde. Im Zentrum oder auch in der sogenannten „Zone 0“ befindet sich immer das Gebäude beziehungsweise das Arbeitszentrum. Um diesen Bereich schichten sich dann die weiteren Zonen mit folgendem Prinzip: Je weiter außen die Zone liegt, desto weniger Pflege benötigt sie. Das „Prinzip der kurzen und langen Wege“ in einem Permakultur-System spart einerseits Arbeitszeit. Zudem sorgt es dafür, dass ruhebedürftige Elemente möglichst wenig gestört werden. Bei der Gestaltung eines urbanen Gartens, zum Beispiel als Grundlage für die Selbstversorgung, ist die Planung der Zonen um einiges kompakter, denn das Mitdenken der Zonen für Weideland und Felder entfällt.

Fünf-Zonen-Modell für einen Permakultur-Garten

  • Zone 0: Wohnbereich
  • Zone 1: Kräutergarten und Topfkulturen (intensive Pflege)
  • Zone 2: Gemüsegarten, Gewächshaus (weniger intensive Pflege)
  • Zone 3: Beerensträucher, Obst- und Nussbäume (gelegentliche Pflege)
  • Zone 4: Streuobstwiese, Feuer- und Bauholz (minimale Pflege)
  • Zone 5: Wildnis

Vorteile auf einen Blick

  • Umweltschutz: Die natürlichen Ressourcen des Planeten bleiben erhalten.
  • Artenvielfalt: Durch Mischkulturen bleibt die Diversität der Arten bestehen.
  • Zukunftsfähigkeit: Vorhandene Flächen lassen sich sinnvoll nutzen, überflüssige Konsumgüter lassen sich vermeiden und man spart Energie.
  • Effizienz: Nach der ausgiebigen Planung ist Permakultur weniger arbeits- und energieintensiv.
  • Natürlichkeit: Produkte der Permakultur sind natürliche Erzeugnisse, sie sind frei von Schadstoffen.

Mehr über meine Erfahrungen in Costa Rica und auf der Permakultur-Farm können Sie in meinem Magazin-Beitrag zur Freiwilligenarbeit nachlesen.

 

3 Kommentare
  • Hallo, wir arbeiten auch nach der Permakultur, pflegen unsere õkologische Landwirtschaft und alles im Einklang mit der Natur. So lässt es sich gut leben. Grüße Christine Vogt

  • Hallo,

    ich würde mir gerne noch etwas mehr praktische Tipps für den Garten hierzulande wünschen.

    Liebe Grüße

    Petra

    • Hallo Frau Hüftle-Serwinski,

      vielen Dank für Ihr ehrliches und hilfreiches Feedback zu unserem Beitrag über die Permakultur. Wir planen bereits, das Thema in einem weiteren Beitrag zu vertiefen. Schauen Sie also gerne regelmäßig im Waschbär-Magazin vorbei, um nichts zu verpassen!

      Herzliche Grüße,
      Ihr Waschbär

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