Das Geheimnis der Zirbe: So wird sie genutzt

Die Idyllische Aufnahme der Zirbengruppe lässt nicht ahnen, wie widrig die Bedingungen in den Alpen für die Bäume im Winter sind.

Angenehm und mit frischer Holznote. Nach dichtem Wald, aber zugleich ganz unverwechselbar – so duftet die Zirbe. Wer einmal in einer Zirbenstube war, in einem Zirbenbett, oder auf einem Zirbenkissen geschlafen hat, kennt die wohlige Atmosphäre, die sich beim einzigartigen Duft des Nadelbaums einstellt: Unweigerlich treten Bilder eines schönen Waldes oder des letzten Urlaubs in den Bergen ins Gedächtnis. Dennoch lässt sich ihr Duft nur schwer beschreiben. „Die Natur spielt im Holz ein Duftkonzert mit einem Orchester von hunderten Musikern“, schreiben Erwin Thoma und Maximilian Moser in ihrem Buch „Die sanfte Medizin der Bäume“. Darin geben sie einen Überblick über die wiederentdeckten Kräfte des Waldes und berücksichtigen auch neue Forschungsergebnisse. Insbesondere die Zirbenforschung in Graz, die sich unter der Leitung von Professor Moser den alten Geheimnissen dieser Bäume widmet, hat der Zirbe zu einer neuen Sternstunde verholfen und dafür gesorgt, dass es in den letzten Jahren zu einem regelrechten Zirben-Revival kam.

[Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Beitrags wurde auf eine Studie des Joanneum Research Institutes in Weiz von Professor Moser Bezug genommen. Da Hersteller von Zirbenprodukten nicht mehr mit dieser Studie werben dürfen, haben auch wir uns entschieden, Erkenntnisse daraus nicht mehr zu zitieren und zu verbreiten.]

Die Zirbe: „Königin der Alpen“

In der Schweiz wird der Baum auch Arve und botanisch Pinus Cembra genannt. Seit Jahrhunderten wird ihm eine besondere Kraft und Wirkung nachgesagt. Ähnlich wie Tropenholz duftet Zirbenholz leicht süßlich, wenn es frisch gefällt ist. Die mitteleuropäische Kiefern-Variante (Pinus cembra cembra) kommt aber ausschließlich in der subalpinen Stufe der relativ kontinentalen Zentralalpen vor und wächst unter extremen Bedingungen in den europäischen Alpen und in den Karpaten. Normalerweise liegt hier die Baumgrenze auf etwa 1.800 Metern. Zirben wachsen aber im Hochgebirge auch gern mal auf 2.500 Metern und trotzen hochalpinem Wind und Wetter.

Der abum hat an der einen Flanke seine Nadeln eingebühst - wahrscheinlich durch Blitzschlag.
Verwittert, aber quicklebendig – diese Zirbe hat schon einige Winter in den Alpen überstanden.© Maximilian Moser

Gezeichnet von Blitzeinschlägen, Frost und Schneeeinbrüchen oder einfach nur zerzaust vom Wind sehen sie häufig etwas deformiert und schroff aus. Trotzdem wird die Edelbaumart nicht selten bis zu 1.000 Jahre alt und bis zu 25 Metern hoch. Ihr Stammumfang kann bis zu 170 Zentimeter erreichen. Das Holz der Zirbe hat einen gelb-rötlichen Kern und einen schmalen gelblichen Splint. Es ist weich, fühlt sich seidig und leicht an, wenn es poliert ist. Es ist dauerhaft und sehr gut zu bearbeiten.

Früher und heute: Die Kraft der Zirbenkiefer nutzen

Seit Jahrhunderten schätzen die Menschen in den Tiroler Alpen den würzigen Geruch der Zirbenkiefer, ihr nahezu unverwüstliches Holz sowie die natürlichen und schützenden Eigenschaften. Häuser und Hütten, aber auch Schindeln, Möbel und Schnitzereien wurden aus Zirbenholz gefertigt. Logisch, denn der heimische Baustoff war hier günstig verfügbar. In einer alten Volksmeinung heißt es: Im Zirbenbett schläft man besser, in einer Zirbenstube fühlt man sich wohler. Kleinkinder legte man daher früher gern in Wiegen aus Zirbenholz. Als „Weihrauch der Alpen“ sollte getrocknete Zirbe traditionell auf einem Räucherstövchen oder auf Kohle geräuchert eine positive Atmosphäre spenden. Zapfen und Samen des Baumes werden heute zu Lebensmitteln und Spirituosen verarbeitet, wie etwa zu Zirbenlikör oder Zirbenschnaps.

Aus der Wissenschaft: Wie wirkt die Zirbe?

Bei ihrem Wachstum unter extremen Bedingungen entwickelt die Zirbe wirksame Stoffe. Dem aromatischen Duft, der so charakteristisch für Zirbenholz ist, und dem Inhaltsstoff Pinosylvin verdankt es zum Beispiel seine natürliche Resistenz gegen Motten. Wertvolle Kleidungsstücke verwahrte man daher früher auch gern in Truhen aus Zirbenholz.

Nahaufnahme der Zirbennadeln.
Die Zirbe gehört zu den Kiefern.© Maximilian Moser

Das Comeback der Zirbe: Holzwirtschaft und der Baum profitieren

Vor einigen Jahren noch sorgten neue Trends und moderne Innenarchitektur für einen Absatzrückgang beim Zirbenholz. Inzwischen erlebt das besondere Holz wieder ein Comeback. Die Forstwirtschaft achtet besonders streng auf Nachhaltigkeit und Nachwachsen der Zirbenschutzwälder in den alpinen Regionen Mitteleuropas. Denn Zirben schützen in den Bergen auch vor Lawinen. Der Preis für heimisches Zirbenholz ist wieder angestiegen. Das führt dazu, dass Waldbesitzer sich wieder gezielt um den Baum kümmern und neue Zirbenwälder als Investition in die Zukunft pflanzen. Ein regelrechter Zirbenholz-Boom sei ausgebrochen, schreibt Professor Moser in seinem neusten Buch „Vom richtigen Umgang mit der Zeit – die heilende Kraft der Chronobiologie“. Bedroht sei der Baum aber durch den Boom keineswegs, versichert Moser, denn dieser habe nur zu einem neuen, bewussteren Umgang mit dem Nadelholz geführt und ein Mauerblümchen der Holzwirtschaft zu einem Star gemacht.

Zirbe für zu Hause: Diese Möglichkeiten gibt es

Wer sich kein Bett oder Zimmer mit Vollholz-Zirbenmöbeln anschaffen kann oder mag, kann sich den Duft auch einfach über gehobelte Zirbenbretter ins Zuhause holen. Alternativ sind heute auch immer mehr Bettwaren und Kissen mit Zirbenholz-Füllung erhältlich. Zusätzlich gibt es ätherisches Zirbenöl oder Zirbenkräuter-Mischungen zum Räuchern.

Buchtipps: Vom richtigen Umgang mit der Zeit und über die Zirbe

In seinem neuesten Buch, „Vom richtigen Umgang mit der Zeit“, das im September 2017 bei Ullstein erschienen ist, geht Prof. Moser auf natürliche Rhythmusgeber wie Sonnenlicht, Nahrung und Schlaf ein, die maßgeblich für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere gesamte Entwicklung sind. Beim Thema Schlaf und den praktischen Beispielen spielt auch die Zirbe wieder eine große Rolle. Der Zirbe hat Professor Moser bereits 2015 ein ganzes Buch gewidmet. In diesem gibt er einen umfassenden Überblick über die besonderen Nadelbäume: „Das Geheimnis der Zirbe: Gesund im Schlaf“.

 

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