Der Gemeinschaftsgarten: grüne Oase und Begegnungsort

Drei Frauen sind beim gemeinsamen Gärtnern in einem Gemeinschaftsgarten zu sehen.

Ein Stück Land, eine Gruppe Menschen und die Lust, ungenutzte Flächen zu bepflanzen: Mehr braucht es zu Beginn nicht, um einen Gemeinschaftsgarten zu gründen. Die Idee entstammt der Urban-Gardening-Bewegung. Hinter einem Gemeinschaftsgarten verbirgt sich das Konzept von kollektiv betriebenen Gärten in der Stadt. Im Gegensatz zum Privatgarten sind die Gartenprojekte öffentlich zugänglich. Als Mitmachgärten bieten sie jeder und jedem die Möglichkeit, beim Gärtnern einen grünen Daumen zu beweisen. In Gemeinschaftsgärten geht es damit nicht nur um Selbstversorgung durch Lebensmittelanbau oder Umweltschutz. Es geht auch um den Austausch, das Gemeinsame und den Zusammenhalt untereinander.

Vorteile des Gemeinschaftsgartens

Ein Gemeinschaftsgarten trägt zum Klima- und Umweltschutz bei, denn die Gärten lassen sich nachhaltig und beispielsweise insektenfreundlich gestalten. Obst, Gemüse, Blumen? Was angebaut und angepflanzt wird, entscheiden die Mitglieder des Kollektivs gemeinsam. Damit übernehmen Gemeinschaftsgärten auch einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Sie ermöglichen Menschen in urbanen Gegenden ohne privaten Garten Zugang zu einem grünen Erholungsort. Das ist gerade in Zeiten steigender Temperaturen in den Sommermonaten ein wichtiger Aspekt.

Viele Gartenprojekte legen gemeinsam die Ziele ihrer gesellschaftlichen Arbeit fest. Ein engagiertes Beispiel stellt der Gemeinschaftsgarten Himmelbeet in Berlin dar. Das Kollektiv hat sich zur Aufgabe gemacht, Migrantinnen und Migranten, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderung zum Gärtnern zusammenzubringen. Ergänzend bietet die Community Workshops zum Thema Ernährung und Umwelt an.

Einen Gemeinschaftsgarten gründen

Urbane Gemeinschaftsgärten finden überall einen Platz: auf brachliegenden Flächen, in Baulücken, in Innenhöfen, auf ungenutztem Grün oder auf Privatgrundstücken. Auch Dächer von Tiefgaragen oder Bereiche innerhalb bestehender Parks sind beliebte Orte für Gemeinschaftsgärten. Gleichfalls haben auch Städte und Kommunen mittlerweile die ökologischen sowie sozialen Vorteile eines Gemeinschaftsgartens erkannt. Daher gibt es öffentliche Förderungen für viele Projekte.

Die Rechtsform eines Gemeinschaftsgartens hängt meist von regionalen Bedingungen sowie den Zielen der Community ab. Für den Erhalt mancher Fördergelder bietet sich allerdings die Vereinsgründung an, weil Privatpersonen die Gelder nicht abrufen dürfen. Gemeinschaftsgärten entstehen aber auch durch Besetzungen, auf öffentlichen Geländen oder auf Privatgrundstücken. Wer einen Gemeinschaftsgarten gründen möchte, steht sowohl vor der Aufgabe, eine passende Fläche zu finden, als auch zu prüfen, ob auf dieser ein Urban Garden entstehen darf.

Schritt 1: die passende Fläche

Auf der Suche nach einem Ort für Ihren Gemeinschaftsgarten können Sie sich an offizielle Stellen wenden. Städte, Gemeinden und Kirchengemeinden verpachten Flächen für Zwecke des Gemeinwohls oft kostenlos. Bei der Auswahl eines Ortes können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen: Gibt es zum Beispiel direkte Anwohnerinnen und Anwohner? Wie gut erreichbar ist der potenzielle Garten? Müssen Sie Genehmigungen einholen, zum Beispiel beim Bauamt für das Errichten von Hochbeeten oder Schuppen? Ist eine Stromversorgung möglich und nötig oder können Sie auf stromlose Geräte wie Handmäher zurückgreifen?

Darüber hinaus gilt es, eine Fläche für einen potenziellen Garten in der Stadt auch auf ökologische Begebenheiten zu prüfen. Informieren Sie sich über die Beschaffenheit des Bodens. Bietet dieser keine gute Anbaugrundlage, lässt sich die Fläche dennoch mithilfe von Hochbeeten und Säcken bewirtschaften. Außerdem sollte die Fläche über ausreichend Licht, aber auch über Schatten verfügen.

Prüfen Sie auch, ob und welche Wasserquellen vorhanden sind, um Ihren Gemeinschaftsgarten zu bewässern. Existiert ein Brunnen, sollten Sie die Wasserqualität unbedingt auf Schadstoffe überprüfen lassen. Gibt es auf dem Grundstück keine direkte Wasserquelle, können Sie verschiedene Sammelstellen für Regenwasser wie Tonnen oder Regensegel planen. Zwar können auch öffentliche Hydranten Wasser liefern, diese anzuzapfen kostet in der Regel aber Geld. Ob man Wasser aus öffentlichen Gewässern entnehmen darf, regelt jeder Landkreis selbst, sodass Sie dies individuell erfragen sollten.

Exkurs: Trockenheit in Deutschland

Als eine Folge des Klimawandels ist es in Deutschland aktuell zu trocken. „Im Juni 2022 fiel im deutschlandweiten Mittel 25 % zu wenig Niederschlag“, schreibt das Umweltbundesamt. In regenarmen Zeiten ist die Wasserentnahme aus Flüssen und anderen Gewässern unter Umständen verboten, wie ein Rechtsexperte in einem Beitrag des MDR zum Thema Gartenrecht erläutert.

Brunnen zapfen in der Regel das Grundwasser an, sodass Sie den Bau eines Brunnens bei der zuständigen Unteren Wasserbehörde melden müssen. Aufgrund des Klimawandels wird die Thematik rund um den Grundwasserstand voraussichtlich noch länger aktuell bleiben. Daher bietet es sich für Betreiberinnen und Betreiber von Gemeinschaftsgärten an, von Beginn an auf nachhaltige Regenauffangsysteme zu setzen.

Schritt 2: Finanzplan aufstellen

Um den Gemeinschaftsgarten zu einem Ort des Zusammenhalts werden zu lassen, sollte die Nutzung zwar kostenlos sein. Sie sollten aber dennoch eine Liste mit möglichen Ausgaben erstellen, wie beispielsweise Kosten für Strom, Wasser, gegebenenfalls Pacht, Instandhaltung, Versicherung und Müllentsorgung. Dann gilt es im Kollektiv zu überlegen, wie sich diese finanzieren lassen: Spenden? Crowdfunding? Eigenanteil? Oder Einnahmen von Veranstaltungen?

Auch die Anschaffung von Material zum Gärtnern, von Setzlingen und Pflanzen stellt zu Beginn eine Ausgabe dar. Gartenutensilien wie Regentonnen, Gartenscheren, Rechen und Co. können Sie auf Plattformen wie Kleinanzeigen günstig kaufen – und schonen damit die Umwelt. Dort finden Sie manchmal auch Angebote für beispielsweise ganze Büsche oder Sträucher, die Hausbesitzer und -besitzerinnen zum Selbstausgraben kostengünstig oder sogar umsonst anbieten.

Schritt 3: Hausregeln entwerfen

Allgemeine Vorgaben, was Sie in einem Gemeinschaftsgarten tun dürfen und was nicht, existieren nicht. Vielmehr richten sich die jeweiligen Bestimmungen nach der Kommune, Region oder Stadt, in der sich das Gartenprojekt befindet. Das Gartenprojekt Urbane Gärten bietet eine Beratung, sodass Sie sich mit konkreten Fragen an die Initiative wenden können. Diese verfügt auf der Website auch über eine Gartenkarte, in der sogenannte Beratungsgärten gelistet sind. Liegt Ihr Gemeinschaftsgarten in der Nähe von Wohnhäusern, sollten Sie weiterhin auf die gesetzlichen Ruhezeiten Rücksicht nehmen. Dadurch vermeiden Sie Beschwerden aus der Nachbarschaft.

Stimmen Sie sich im Kollektiv über interne Regeln ab: Ist es okay, wenn Mitglieder des Kollektivs beispielsweise ihren Geburtstag im Garten feiern? Oder sollen alle Veranstaltungen im urbanen Garten vollständig öffentlich sein? Darüber hinaus können Sie überlegen, welche Ziele Sie als Kollektiv verfolgen möchten – ökologisch sowie gesellschaftlich. Vom insektenfreundlichen Garten über Permakultur bis hin zum interkulturellen Garten in der Stadt ist alles möglich.

Tipps für die Gründung eines Gemeinschaftsgartens

  • Beziehen Sie gegebenenfalls Anwohnerinnen und Anwohner früh in das Projekt ein. So informieren Sie die Nachbarschaft und räumen direkt mögliche Konflikte aus dem Weg. Gleichzeitig gewinnen Sie dadurch vielleicht schon erste Mitglieder für das Gartenprojekt.
  • Im Gemeinschaftsgarten können alle mitmachen. Es bietet sich jedoch an, ein festes Kernteam zu haben, das idealerweise Wissen über Pflanzen, Blüte- und Erntezeit mitbringt. Außerdem sollten diese Personen bereit sein, organisatorische Aufgaben zu übernehmen. So sind der Erfolg und die Selbstversorgung garantiert.
  • In der Nähe Ihres Gemeinschaftsgartens gibt es ein Stadtteilquartier, Sozialeinrichtungen, eine Unterkunft für geflüchtete Menschen oder Umweltverbände? Informieren Sie diese über Ihr Vorhaben und gewinnen Sie auf diese Weise Unterstützung sowie unterschiedliche Mitglieder für das Gartenprojekt.

Mitglied in einem Gartenkollektiv werden

Die Initiative Urbane Gärten hat einen Überblick über urbane Gärten erstellt. Darin befinden sich aktuell 877 Projekte. Interessierte, die Teil eines Gemeinschaftsgartens werden wollen, können hier deutschlandweit nach Gärten in der Stadt suchen und diese kontaktieren. Einige Kommunen, Regionen und Bundesländer bieten ebenfalls Informationen über Gemeinschaftsgärten in der Nähe. Aber auch Umweltverbände oder andere Initiativen können bei der Suche nach einem Gemeinschaftsgarten in der Nähe nützlich sein. So finden Hobbygärtnerinnen und -gärtner beispielsweise eine Übersicht an Standorten auf der Webseite der Verbraucherzentrale NRW.

Im Gemeinschaftsgarten Inselgrün sind alte Reifen mit bunten Blumen bepflanzt.
Im urbanen Gemeinschaftsgarten Inselgrün in Stuttgart kommen Menschen zum Gärtnern zusammen.© Inselgrün Sander

Gemäß der Idee eines Gemeinschaftsgartens besteht natürlich auch die Möglichkeit, einfach mal bei einem Gartenprojekt in der Nähe vorbeizugehen. Vielleicht können Sie eine Veranstaltung oder einen Workshop im Garten besuchen und die Veranstalter und Veranstalterinnen vor Ort auf Mitmachoptionen ansprechen.

 

 

2 Kommentare
  • Wir haben vor gut einem Jahr einen Selbstversorgergarten gegründet, bei einem Gruppenmitglied ,der ein großes Feld zur Verfügung gestellt hat,scheitern jetzt aber, weil wir anscheinend versichert sein müssen,aber keiner so recht weiß ob und wie das gehen soll.
    Vielleicht habt ihr einen Tipp für uns.
    Gruß Madlon

    • In Österreich bezahle ich als Grundstücksbesitzer die SVS, Sozialversicherung der Bauern, und mehr ist hier nicht nötig. Ich denke das man hier sicher einen Zusatz machen kann, indem Betriebsfremde dann Versichert sind. Am besten bei der Landwirtschaftskammer nachfragen. MfG Michael

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